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enviacon international organisierte am 17. September 2014 im Rahmen der Exportinitiativen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz des BMWi eine Informationsveranstaltung zum Thema „Windenergie, Kleinwasserkraft und Netzintegration in Ecuador“. Ziel der Veranstaltung war die Bereitstellung von Erstinformationen zum Markt der Zielregion, die Darstellung von wichtigen Rahmenbedingungen sowie das Aufzeigen von Marktchancen für deutsche Unternehmen aus den Bereichen Windenergie, Kleinwasserkraft und Netzintegration. Die Veranstaltung wurde unterstützt durch die Deutsch-Ecuadorianische Industrie- und Handelskammer (AHK) und den Lateinamerika Verein (LAV) e.V. Insgesamt nahmen 35 Vertreter von Unternehmen und wirtschaftsnahen Institutionen an der Veranstaltung teil.

Eingeleitet wurde der Veranstaltungstag durch einen Vertreter der Botschaft der Republik Ecuador, der auf die wirtschaftlichen- und energiepolitischen Rahmenbedingungen des Landes einging. Ecuador kann im Jahre 2014 mit einem voraussichtlichen Wachstum des Brutto-Inlandsproduktes von 5,1 % den Lateinamerika-Durchschnitt um knapp zwei Prozentpunkte übertrumpfen, die Inflationsrate ist die zweitniedrigste des Kontinents und die Armuts-Quote konnte von 2006 um mehr als 10 % verringert werden.

Die Energieerzeugung des Landes erfolgt hauptsächlich durch Wasserkraft und thermische Energie. Der Anteil der Wasserkraft an der ecuadorianischen Energiematrix soll bis zum Jahr 2017 um knapp ein Drittel auf 90% steigen. Zurzeit sind einige größere Wasserkraft-Projekte in der Umsetzungsphase. Der Kleinwasserkraft kommt jedoch aufgrund der topographischen Gegebenheiten und den Wasserressourcen an den Rändern des Andenhochlandes und im Amazonastiefland besondere Bedeutung zu. Kleine Wasserkraftwerke eignen sich auch aufgrund des mangelhaften Netzausbaus hervorragend für Inselstromlösungen in abgelegenen Gebieten. In diesem Sektor werden, nach Angaben des Ministeriums für Elektrizität und Erneuerbare Energien (MEER), Kapazitäten von ca. 1.000 MW gesehen.

Die aus Ecuador angereisten Vertreter der AHK und des Verbandes für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (ENERPRO) konnten den Teilnehmern wertvolle Informationen aus erster Hand liefern. Besonders interessant war hierbei die realistische Einschätzung der derzeitigen Marktchancen für deutsche KMU. Es wurde trotz idealer geografischer Bedingungen für die Nutzung von erneuerbaren Energien deutlich, dass die politischen Rahmenbedingungen für die Installation neuer Anlagen durch private Gesellschafter derzeit keine positiven Aussichten bieten. Besonders Hersteller und Zulieferer von Windkraftanlagen haben kaum Möglichkeit auf eine Förderung. Um das Ziel der Regierung einer größtenteils aus Wasserkraft bestehenden Energiematrix zu erreichen, wurde der Fokus auf die Förderung von großen und kleineren Wasserkraftanlagen gelegt. Der Ausbau von Windenergie, die derzeit lediglich einen Anteil von 0,37 % an der gesamten Energiezeugung trägt, wird nicht forciert. Zudem wurde für den Moment die Einspeisevergütung für fast alle erneuerbaren Energien eingestellt. Lediglich im Bereich Kleinwasserkraft gibt es eine Einspeisevergütung von 6,58 cUSD/Kwh für 15 Jahre, sofern das Projekt vor dem Jahresende 2015 registriert wird. 

Auch rechtliche und kulturelle Marktbarrieren wurden während der Veranstaltung aufgezeigt: Der Markteinstieg würde sich laut der AHK Ecuador aufgrund von Unterschieden in der Geschäftsabwicklung und der geringen Rechtssicherheit ohne lokalen Partner als schwierig erweisen. Im Rahmen der Projektumsetzung im Zielland konnte ein Unternehmen feststellen, dass ein hoher administrativer Aufwand, wie beispielsweise in die Länge gezogene Genehmigungsverfahren, eine besondere Herausforderung für deutsche KMU darstellt. Um diese Hürden besser bewältigen zu können, wurde mehrmals auf die Notwendigkeit eines Partners im Zielland und auf die Vorteile einer lokalen Unternehmenspräsenz hingewiesen. Bisher beteiligen sich jedoch nur wenige private ecuadorianische Gesellschafter an Projekten für die Erzeugung erneuerbarer Energien. Die Beteiligung als Subunternehmer an Projekten des öffentlichen Unternehmens CELEC EP oder an staatlichen Unternehmen bietet laut AHK und Handelsbüro Pro Ecuador die besten Erfolgschancen für deutsche Projektierer und Zulieferer. Deutsche KMU sollten sich primär auf öffentliche Ausschreibungen konzentrieren.

Im Großen und Ganzen wurde deutlich, dass deutsche Produkte in Ecuador geschätzt werden. Im Bereich der erneuerbaren Energien liegt Deutschland als Zuliefererland auf Platz 4. Besonders gefragt werden nicht nur die Qualität und der hohe Innovationsgrad der Produkte, sondern insbesondere auch der Service vor und nach der Montage. Hier sieht die AHK die Stärke deutscher Zulieferer im Vergleich zu anderen billigeren Herstellern, und wies auf das hohe Marketing-Potenzial hin.

Neben der Wasserkraft werden zukünftig die größten Potenziale primär im Bereich Biomasse und Photovoltaik gesehen. Die momentan eher negativen energiepolitischen Rahmenbedingungen für Wind- und Kleinwasserkraft könnten sich jedoch aufgrund eines neuen Einspeisegesetzes, das sich derzeit in der Ausarbeitung befindet, erheblich verbessern.

Insgesamt war die Veranstaltung gut besucht und hat durch informative Vorträge ein realistisches Bild über den Ecuadorianischen Markt für erneuerbare Energien gezeichnet. Die Teilnehmer konnten die Pausen zum Austausch mit den Referenten und den anderen Teilnehmern nutzen und zeigten während der Diskussionsrunden reges Interesse.