Der Leiter der Abteilung Energieeffizienz Industrie bei der ANME (National Agency for Energy Conservation of Tunisia) Mohamed Ali Safi gab einen vollständigen Überblick über die aktuellen Regierungsziele und Anreizprogramme im Bereich Energieeffizienz und Einführung entsprechender Normen, wie die ISO 50001. Er wurde ergänzt von Bassem Triki, Energieexperte für Energieeffizienz in der Industrie & Gebäuden bei der GIZ in Tunesien. Auch das ganz aktuelle Thema der neuen tunesischen Regulatorien, die eine Eigenversorgung von Betreibern mit PV oder Wind-Anlagen ermöglichen soll, wurde besprochen. Einen Überblick über die Geschäftschancen für deutsche Unternehmen in Tunesien gab Dr. Makram Ben Hamida, stellvertretender Leiter DEInternational der Deutsch-Tunesischen Industrie- und Handelskammer (AHK). Das Programm wurde ergänzt von Vorträgen über rechtliche und finanzielle Aspekte der Projektentwicklung in Tunesien sowie einem Erfahrungsbericht der Firma Suntrace. 

Die tunesische Textil-, Auto-, Chemie-, und Lebensmittelindustrie hat mit den mehrmals im Jahr stattfindenden Kraftstoffpreiserhöhungen zu kämpfen. Energieeffizienzmaßnahmen in tunesischen Industriebetrieben sind damit mittlerweile der zentrale Hebel für ihr Überleben im internationalen Wettbewerb geworden. Knapp 75% des gesamten industriellen Energieverbrauchs des Landes entfällt auf Unternehmen, die heute schon zu regelmäßigen Energieaudits verpflichtet sind: die Baustoffindustrie ist mit 61% betroffen, gefolgt von der chemischen Industrie und dem Agrar- und Nahrungsmittelsektor. Tunesiens Ziel ist es, die durch KWK produzierte Energie bis 2030 auf 730 MW zu steigern. Ein Einspeisetarif für aus KWK-Anlagen produziertem Strom besteht; Altanlagen sollen landesweit in Kürze über Ausschreibungen modernisiert werden. 

Deutsche Unternehmer, die am Markt interessiert sind, können sich bis Ende Juli 2019 für die AHK-Geschäftsreise „Energieeffizienz in der Industrie“ vom 23.-27 September 2019 anmelden. Marktchancen für deutsche Unternehmen liegen in der Energieeffizienzberatung (Einführung von Energiemanagementsystemen) und dem Verkauf von KWK-Anlagen (gasbefeuert) sowie allen Produkten, die zur Wärmerückgewinnung, Prozesswärmebereitstellung oder effizienten Heiz- und Lüftungstechniken dienen. Auch Querschnitttechnologien werden zunehmend nachgefragt. Der Einsatz von Photovoltaik für die Eigenversorgung von Industriebetrieben ist in Tunesien ebenso ein hoch aktuelles Thema.