Teilnehmer der PEP-Informationsveranstaltung „Photovoltaik für kommerzielle Netzeinspeisung bei Industrie und Gewerbe in Bangladesch und Pakistan“ Ende Januar 2020

Das PEP-Team bespricht Aufdachsolarprojekt während des Besuchs einer lokalen Bekleidungsfabrik in Dhaka, Bangladesch

© Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH

Die weltweit tätige Modeindustrie, die in der Vergangenheit viel Kritik hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen und Sozialstandards erhalten hat, ist entschlossen, geeignete Schritte zu ergreifen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. In den letzten Jahren haben Unternehmensgruppen wie die Vanity Fair Corporation als auch einzelne Marken wie Adidas, Nike, Puma oder H&M zusammen mit ihren Partnern große Anstrengungen in verschiedene Maßnahmen unternommen: Verbesserung der Energieeffizienz, Anwendung sektoraler Nachhaltigkeitsstandards, Einsatz erneuerbarer Energien etc. Allerdings wurden nur sehr begrenzte Ergebnisse erzielt.

Die einzigartigen Merkmale der Modeindustrie haben zu einem sich immer wieder schnell verändernden Verhalten des Sektors geführt, in welchem die Geschäfte nur mit kurzfristiger Perspektive prognostiziert werden können. So nutzt sie bspw. eine gemeinsame Lieferkette, bei der ein Hersteller für verschiedene Marken produziert die Waren in verschiedenen Ländern fertigt. Die Geschäftsprovisionen erfolgen nicht langfristig, sondern sind nur auf jährlicher Basis garantiert. Dies alles kann zu einem Mangel an Engagement und Motivation der Hersteller beitragen, auf Nachhaltigkeit hinzuarbeiten. Energieeinsparungen, die Nutzung sauberer Energie, Verbesserung der Sicherheit und der Arbeitsbedingungen haben somit mitunter einen schweren Stand. Alles in allem hat dies zu einer geringen Finanzierbarkeit vieler Projekte sowie zu mangelndem Vertrauen der finanzierenden Institute geführt.

Von freiwilligen Vorgaben zu konkreten Zielen

Ab 2018 wurden diese Anstrengungen intensiviert und von vielen Modemarken zusätzlich konkrete Klimaschutzziele aufgestellt.

So hat sich bspw. Decathlon, ein französischer Sportartikelhändler, zum Ziel gesetzt,

  • die CO2-Emissionen pro verkauftem strategischen Produkt zwischen 2016 und 2026 um 40 Prozent zu reduzieren,
  • die Verwendung von besonders umweltschädlicher Kohle vor Ende 2025 einzustellen und
  • bis 2026 100 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.

Da Decathlon zudem die Auswirkungen der geschäftlichen Planungssicherheit auf die Motivation seiner Hersteller und die Finanzierbarkeit von Projekten für saubere Energie erkannt hat, überarbeitet das Unternehmen derzeit seinen globalen operativen Ansatz. Partnern, die sich zur Erreichung dieser Ziele verpflichten, werden langfristige Geschäfte angeboten. Zulieferer, die langfristig zu strategischen Produzenten für bestimmte Marken werden wollen, müssen sich zur Umsetzung von Maßnahmen verpflichten. Dies führt zunehmend zu proaktivem Handeln seitens der Lieferanten.

Das Projektentwicklungsprogramm berät Akteure der Modeindustrie

Das Jahr 2018 markierte in vielen asiatischen Ländern zudem einen Meilenstein für den Solarsektor. Von lokalen Regierungen wurden Anreizregulierungen eingeführt, und eine große Anzahl internationaler Akteure betrat diese aufstrebenden Märkte. Allerdings benötigt die Branche noch immer beträchtliche Unterstützung durch externe Partner, um Fachwissen und Ressourcen einzubringen und das Potenzial in konkrete Projekte umzusetzen.

Das Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) begann die Zusammenarbeit mit der Modeindustrie im Jahr 2016. Erste Aktivitäten umfassten die Sensibilisierung für Solartechnologie, den Aufbau von Kapazitäten zur Projektentwicklung für die Fabriken sowie die technische Ausbildung für lokale, private Solarunternehmen. Seitdem hat das PEP viele Erfahrungen und Einblicke in diesen Sektor gesammelt und ein großes Netzwerk aus verschiedenen Modemarken und ihren Produktionsstätten in Asien aufgebaut.

Da das PEP in den großen Bekleidungs- und Textilmärkten, allen voran Bangladesch, Vietnam, Kambodscha und Pakistan, aktiv ist und über eigene technische Kapazitäten verfügt, kann es den Modemarken langfristig eine konsistente und umfassende Unterstützung bei der Entwicklung finanzierbarer Solardachprojekte in mehreren Ländern anbieten. Seit 2019 hat das PEP erfolgreich eine weltweite Zusammenarbeit mit renommierten Marken wie Decathlon, H&M und PUMA aufgebaut. Gemeinsam wurden so Hersteller identifiziert mit den PEP Projekte entwickeln konnte.

Potenzial für Solarprojekte auf Fabrikdächern in Asien

Potenzial für Solarprojekte auf Fabrikdächern in Asien

© Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH


Die Ergebnisse der ersten Projektentwicklungen aus diesen Kooperationen liegen nun vor und haben sehr positive Resultate gezeigt. So wurden Geschäftsmöglichkeiten für Abnehmer mit einer soliden Geschäftshistorie, großen und geeigneten Anlagen und sogar mit Finanzierungskapazitäten für Investitionen in die Solarenergie usw. ermittelt. Vom PEP wurden z.B. Datenerhebungen und Machbarkeitsstudien durchgeführt oder aber führende Unternehmen und finanzierbare Projekte identifiziert. Die Abnehmer sind gut ausgerüstet und bereit, in Geschäftsgespräche mit potenziellen Solarpartnern einzutreten. Das Wissen über Marktbedingungen und -dynamik steht zur Verfügung, um mit interessierten deutschen KMUs geteilt zu werden.

Großes Potenzial für deutsche Anbieter

Die Präsenz internationaler Akteure in diesen Ländern ist immer noch gering und es besteht eine hohe Nachfrage nach Ingenieurslösungen und Finanzierungsangeboten. Daher könnten deutsche KMU durch die Unterstützung des PEP, das eng mit den Bekleidungsfirmen und globalen Modemarken zusammenarbeitet, um bankfähige Projekte zu entwickeln, große Vorteile erlangen. „Wir zählen auf Sie (deutsche KMU a.d.R.), Lösungen zu finden. Unsere Lieferanten sind bereit und wir werden Sie gerne unterstützen. Wir können Ihr Türöffner zu diesen Lieferanten sein“, erklärte bspw. Adrien Jouvinier von Decathlon während der PEP-Informationsveranstaltung „Photovoltaik für kommerzielle Netzeinspeisung bei Industrie und Gewerbe in Bangladesch und Pakistan“ Ende Januar 2020.

Das PEP plant dazu im Rahmen der Exportinitiative Energie für dieses und nächstes Jahr Wirtschaftsdelegationen und Matchmaking-Veranstaltungen in diesen Ländern, um die Projektpipelines deutschen Energiedienstleistern sowie Finanzierungsinstituten und Investoren vorzustellen.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Frau Trang Nguyen vom Projektentwicklungsprogramm: trang.nguyen1@giz.de