Argentinien

© Unsplash

Annika Klump von der AHK Argentinien, Franco Borello aus Argentinien und Dieter Krauch aus Paraguay umrissen als Sprecher des Tages die Entwicklung der Bioenergie in der Region und gaben Hinweise zu möglichen Projekten sowie Technologien mit besonderem Erfolgspotenzial. Trotz der geografischen Nähe der Länder zeigen sich deutliche Unterschiede bezüglich der politischen Willenskraft, die Bioenergie vor Ort zu fördern. Dementsprechend weisen die Märkte nicht vergleichbare Marktreife auf, woraus sich auch das Potenzial für bilaterale Projekte mit deutschen Technologieanbietern ableiten lässt.

Förderung der Bioenergie in Argentinien mit staatlichen Programmen

Argentinien fördert seit 2016 gezielt den Anlagenausbau aus erneuerbaren Energiequellen mit dem s.g. RenovAr-Programm. Hierbei wurden auch Projekte für Bioenergie ausgeschrieben, was seither die Branche vor Ort deutlich vitalisiert hat. Zurzeit steht die Umsetzung vieler genehmigter Projekte der 3. RenovAr-Ausschreibungsrunde noch aus, sodass es hier einen sehr guten Anknüpfungspunkt für deutsche Lösungsanbieter gibt, um sich auf dem argentinischen Markt mit ihren Dienstleistungen und Technologien zu präsentieren. Zudem steht ein Fonds für erneuerbare Energieprojekte (FODER) in Aussicht, der von der Weltbank mit Umsetzung vor Ort mit Hilfe einer lokalen Bank beschlossen wurde, allerdings derzeit noch nicht aktiv ist. Diese finanzielle Unterstützung für die Branche wird den Ausbau vor Ort noch einmal beflügeln. Deutsche Unternehmen können die Zeit nutzen, ihre Geschäftsbeziehungen nach Argentinien nun zu festigen und auszubauen, um so die Basis für zukünftige Geschäfte mit finanziellem Beitrag aus dem Fonds zu sichern.

Wichtigster Anwendungsbereich ist die Großindustrie im Agrarsektor

Sowohl in Argentinien als auch Paraguay liegt der wichtigste Nutzungsbereich in dem essentiellen Agrarsektor -insbesondere bei Großunternehmen. Langsam bildet sich auch ein Sektor für kommunale Müllverwertung aus, welcher aber noch am Anfang steht. Franco Borrello charakterisierte den derzeitigen Anlagenstand vor allem in der Zuckerrohr- und Sojaproduktion sowie holzverarbeitenden Industrie mit überwiegend größeren Anlagen (3-10 MW), vereinzelt auch größere mit bis zu 40-50 MW, in den anderen Industrien wie Viehzucht und grundsätzlich als überwiegend mit 1-2 MW. Für Argentinien kann unterstrichen werden, dass vorrangig Stromanwendungen gefördert werden, jedoch auch Wärmeanwendungen relevant sind, um einerseits die Produktionskosten zu senken und andererseits Umweltauswirkungen durch Abfallverwertung möglichst gering zu halten. Dies gilt ebenso für Paraguay.

Markt in Paraguay noch am Anfang

Hier mangelt es jedoch noch an politischer Willenskraft, um die erneuerbaren Energien und insbesondere Bioenergie zu fördern. In Anbetracht fehlender Übertragungsstrukturen für die derzeit primär genutzte Energie aus Wasserkraft sowie wachsenden Bedarfs der Industrien im ländlichen Raum, könnte Bioenergie mit politischer Unterstützung eine langfristige Alternative zur Strom- und Wärmeversorgung darstellen, besonders als dezentrale Lösung. Es lässt sich daher feststellen, dass in Paraguay im Vergleich zu Argentinien, deutsche Interessenten zurzeit noch einen langen Atem benötigen, um Projekte konkret vor Ort auf dem paraguayischen Markt in die Tat umzusetzen.