Nach einem einleitenden Vortrag von Huáscar Cajias von der AHK Bolivien, erklärte Michael Mechlinski, GIZ Bolivien, den politischen Hintergrund für Anwendungen im Bereich der erneuerbaren Energien in Bolivien. Derzeit gibt keine Einspeisevergütung oder ähnliche Förderungen für die Erneuerbaren, was sich dieses Jahr ändern soll. Unter anderem ist das steigende Interesse der bolivianischen Regierung auf ein verändertes Bewusstsein für Klimaschutz und Ziel der CO2-Neutralität sowie dem Verständnis von einer wirtschaftlichen Attraktivität für Investitionen in diesem Bereich zurückzuführen. Eine Grundlage für einen Förderrahmen seitens des zuständigen bolivianischen Ministeriums ist bereits unterschrieben worden. Es gibt bereits laufende Projekte sowohl im Bereich der netzgekoppelten Anlagen, als auch im Offgrid Bereich. Es stehem vor allem Wind und PV- Anwendungen im Fokus. Auch der Bioenergiebereich bietet Marktchancen, insbesondere für Industrien, bei denen viel Abfälle anfallen (bspw. Zuckerrohr) und anderen intensiven Großindustrien (Cashewnussverarbeitung etc.). Insgesamt seien laut Herr Mechlinski Hybridsysteme interessant, um die hohen Energiekosten bei Spitzenlasten zu senken. Eine Investition lohnt sich für die entsprechenden Abnehmer, da die Preise für konventionelle Energiebereitstellung zunehmend unrentabel werden.

Rolf Sielfeld, Berater u.a. für GIZ-Projekte, sprach als Experte zum Thema Energieeffizienz. Bolivien will sich mittelfristig als Energieexporteur etablieren. Die Senkung des Eigenverbrauchs in der Industrie ist dafür essenziell ist. Die Erhöhung der Strompreise ist ein Anreiz für Einsparungen. Darüber hinaus werden derzeit zwei Bezugsrahmen diskutiert, die für die Industrie maßgeblich sein werden: „Transition zur effizienten Beleuchtung und „Öffentliche Politik im Bereich Energieeffizienz“. Laut Sielfeld ergeben sich Potenziale für deutsche Anbieter insbesondere in folgenden Bereichen: Planung und Beratung im Bereich Energieeffizienz, da es oftmals an Wissen über Möglichkeiten beim Fachpersonal vor Ort mangelt. Effiziente Kühlsysteme für die Lebensmittelindustrie (Fleisch, Milch), Messtechnik, Technologien und Beratung zur Einführung von Energiemanagementsystemen, und insbesondere für öffentliche Gebäude (Krankenhäuser), aber auch für gewerbliche Gebäude (Hotels, Büros) definierte er Potenziale im Bereich der dezentralen Stromerzeugung und Energiemanagementsystemen.

Der bolivianische Markt trotz seines mitunter nachteiligen Rufes, weist durchaus einige erfolgsversprechende Nischen auf, für die es sich lohnen kann als deutscher Dienstleister und Produktanbieter vor Ort mit potenziellen Abnehmern ins Gespräch zu kommen. Diese Möglichkeit wird sich im Rahmen der anschließenden AHK-Geschäftsreise im November bieten, bei der ausgewählte Unternehmen u.a. seitens der AHK B2B-Gespräche vermittelt bekommen werden.