Energieeffizienz im kenianischen Blumensektor

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Das Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Exportinitiative Energie hat es sich zur Aufgabe gemacht, konkrete Projektmöglichkeiten auszumachen und diese mit Beteiligung deutscher Anbieter energieeffizienter Technologien zur Implementierung zu bringen.

Der Gartenbau ist für Kenia ein wichtiger Wirtschaftszweig und Devisenbringer. Jährlich werden etwa eine Milliarde US-Dollar in der Blumen- und Zierpflanzenindustrie des ostafrikanischen Landes erwirtschaftet. Um eine 30-prozentige Reduzierung der Kohlenstoffemissionen bis 2030 zu erreichen, hat die kenianische Regierung alle Industrien und Gewerbe mit einem Jahresenergieverbrauch höher als 180 MWh – auch die Blumenindustrie – dazu verpflichtet, umweltfreundlicher zu werden. Sie müssen alle drei Jahre ihren Umgang mit Energie analysieren und Maßnahmen ergreifen, um energieeffizienter zu werden.

„Das Thema Energieeffizienz erfuhr in Kenia in den letzten zehn Jahren einen großen Aufschwung. Gründe dafür waren die hohen Energiepreise, das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, die nationalen Nachhaltigkeitsziele und die daraus resultierenden gesetzlichen Vorgaben in Kenia.“, unterstreicht Jude Songok, unabhängiger Berater für Energieeffizienzlösungen in Kenia.

Die Ergebnisse der verpflichtenden Energieaudits werden aber noch unzureichend umgesetzt. Dies soll sich mit Hilfe des Projektentwicklungsprogramms (PEP) ändern. Seit 2014 unterstützt das Programm die ökologische Entwicklung des kenianischen Blumensektors. Zunächst stand in der Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Kenya Flower Council der Ausbau der erneuerbaren Energien im Fokus. Nun engagieren sich die Kooperationspartner verstärkt für die Verbesserung der Energieeffizienz. 2020 werteten PEP und das Kenya Flower Council 37 Energieauditberichte von Pflanzenzuchtbetrieben aus. Bei den 37 analysierten Blumenzüchtern ergibt sich ein jährliches Einsparpotenzial von 7.290 Megawattstunden bei einem Investitionsvolumen von zwei Millionen Euro in Effizienzmaßnahmen und einfachen Amortisationszeiten von ein bis zwei Jahren.

Potenziale für kenianische Blumenzüchter

Ende 2020 stellte das Projektentwicklungsprogramm die Ergebnisse der Untersuchung in einer digitalen Workshopreihe mehr als 100 kenianischen Schnittblumen- und Zierpflanzenzüchtern sowie Exporteuren vor. Ziel war es, einerseits die technischen Hintergründe für die Energieeffizienzpotenziale zu erläutern und anderseits nochmal das Bewusstsein für die Einsparmöglichkeiten im Sektor zu schärfen. In diesen Workshops wurden auch Informationen darüber gesammelt, woran konkret die Verbesserung der Energieeffizienz scheitert: Es zeigte sich, dass oftmals die Personalkapazität bei der Implementierung sowie die Möglichkeit vergleichsweise kleine Investitionsbeträge zu finanzieren die Haupthindernisse darstellen.

Chancen für deutsche Anbieter

Erkenntnisse aus dieser Workshopreihe und den Energieaudits teilte das PEP am 23. Februar 2021 in einem Webinar mit deutschen Unternehmen. Sie erhielten so aus erster Hand Informationen darüber, welche Technologien in der kenianischen Blumenindustrie benötigt werden, um den Energieverbrauch zu reduzieren, beispielsweise Energiemanagementsysteme, Kühlkammern, sowie Motoren, Frequenzumrichter und Pumpen, und dass die Möglichkeit eines Mietkaufs kaufentscheidend sein kann. So haben deutsche Technologieanbieter und Dienstleister die Möglichkeit, kenianischen Betrieben passgenaue Lösungen für ihre Energieeffizienzsituation anzubieten.

Der kenianische Blumensektor ein interessantes Geschäftsfeld für deutsche Anbieter energieeffizienter Technologien. Die Vorteile liegen aber nicht nur auf Seiten deutscher Unternehmen, die neue Märkte erschließen und Kunden gewinnen. Die kenianische Blumenindustrie profitiert von der kompetenten Hilfe deutscher Fachleute bei der Hebung ihrer Energieeffizienzpotenziale. So leisten die Farmer ihren Beitrag zur Entwicklung einer „grüneren“ Wirtschaft und senken ihre Produktionskosten. Und das ist aktuell ein besonders großes Plus, weil die Covid-19-Pandemie auch in der kenianischen Blumenindustrie zu erheblichen Umsatzverlusten geführt hat.