Die Teilnehmer des PEP-Webinars

Die Teilnehmer des PEP-Webinars

© GIZ

Das Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Exportinitiative Energie gab in einem Webinar einen detaillierten Überblick über aussichtsreiche Modelle der Zusammenarbeit. Betreiber- und Geschäftsmodelle für Photovoltaiksysteme (PV) in Jordanien und im Libanon standen im Mittelpunkt des Webinars für deutsche Unternehmen, die im Nahen Osten aktiv werden wollen. Das PEP organisierte das Online-Seminar am 11. März 2021 für deutsche Anbieter klimafreundlicher Energielösungen.

Jordanien ist in dieser Hinsicht bereits gut aufgestellt: Allein zwischen 2018 und 2020 konnte das Königreich den Anteil erneuerbarer Energien an seiner Stromerzeugung fast verdoppeln. Er liegt heute bei 21 Prozent. Größter Treiber dieser Entwicklung ist die Photovoltaik. Auch hier verdoppelte sich die Kapazität in nur zwei Jahren. „Heute liegt die EE-Stromerzeugung bei 21 Prozent. Wir haben uns das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix bis 2030 weiter auf 31 Prozent zu erhöhen," unterstrich Yacoub Marar, Direktor der Abteilung für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz des jordanischen Energieministeriums, während des Webinars.

Im Libanon zeigt sich ein anderes Bild. Dort stagniert der Anteil der Erneuerbaren am Energiemix bei etwa zwei Prozent. Die schwere Wirtschaftskrise des Landes, die Schäden durch die Explosion in Beirut und die Corona-Pandemie behindern aktuell die Weiterentwicklung des Marktes für erneuerbare Energien. Dennoch hat der Libanon den Ausbau der alternativen Energien im Laufe dieses Jahrzehnts auf der Agenda.

Opportunitäten für deutsche Anbieter

Beide Märkte sind also attraktiv für deutsche Unternehmen: In Jordanien sind vor allem im industriellen und kommerziellen Sektor mehrere vielversprechende Projekte in der Pipeline. Die energieintensiven Industrien des Landes wie die Bergbau- und Chemieindustrie, Stahl- und Zementwerke sowie die exportorientierte Textil-, Papier-, Pharma- und Lebensmittelindustrie haben angesichts steigender Strompreise großes wirtschaftliches Interesse an Eigenstromversorgung durch PV. Der Libanon bietet Entwicklungschancen. Laut Germany Trade and Invest (GTAI) können die Preise für Sonnenstrom im Libanon bereits mit denen des öffentlichen Netzbetreibers Électricité du Liban (EDL) und privaten Generatorenbetreibern konkurrieren. Zusätzlich attraktiv wird die PV-Eigenstromversorgung durch anhaltende Stromausfälle im öffentlichen Netz. Zudem wird erwartet, dass die Strompreise im Libanon steigen werden. Dadurch ergeben sich insbesondere bei kommerziellen Projekten Perspektiven für deutsche PV-Spezialisten.

Einblicke in die erfolgreiche Ausgestaltung der Zusammenarbeit zwischen lokalen Industrien und externen Akteuren gab Ali Hraibi, Managing Director von GreenWise Energy: „Vertrauen, persönliche Beziehungen und die Liberalisierung des Marktes stellen eine große Chance für lokale und externe Partnerschaften dar.“ Martin Mock, Chief Executive Officer bei Belectric Gulf, ergänzte „Fast 100 % unserer Belegschaft sind lokale Mitarbeiter. Deren Unterstützung ist nicht nur aufgrund der Sprache wichtig, sondern auch wegen ihrer Glaubwürdigkeit - besonders im C&I-Bereich".

Unterstützungsangebot des Projektentwicklungsprogramms (PEP)

Als Handicap für einen Markteintritt im Nahen Ostens sehen viele deutsche Firmen jedoch die Geschäftsmodelle für die Finanzierung der PV-Systeme. Rahmenbedingungen und Vorschriften sind oft unbekannt oder schwer zu durchschauen. Deshalb gab das PEP-Webinar einen detaillierten Überblick zum Beispiel über Leasing, Lizensierung, Netzeinspeisung und Stromkaufvereinbarungen (Power Purchase Agreements).

Die Referenten zeigten die rechtlichen Grenzen auf und beschrieben zum anderen vielversprechende Möglichkeiten für einen Markteinstieg. "Es wird erwartet, dass das Solar-Leasing mehr und mehr Wachstum erfährt, motiviert durch die von der Pandemie verursachten ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen ", fasste Moayad Hamaideh, PEP-Länderrepräsentant Jordanien, den Ausblick zusammen.