PV-Aufdachanlagen in Vietnam

Textilproduzenten in Asien entdecken den Mehrwert ihrer Fabrikdächer: Photovoltaik-Aufdachanlagen in Vietnam.

© Ty Bach company

Immer mehr Textilproduzenten in Asien entdecken den Mehrwert ihrer Fabrikdächer: Die großen Dachflächen eignen sich für die Installation von Photovoltaikanlagen. Mit selbst erzeugtem Strom können die Fabriken klimafreundlicher produzieren, zumal sie hauptsächlich tagsüber Strom benötigen und der Verbrauch gut kalkulierbar ist.

Unterstützt durch das Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Exportinitiative Energie starteten im Dezember 2020 drei Textilfirmen in Vietnam mit Aufdach-Solaranlagen ihre eigene Solarstromproduktion. Bei allen drei Werken kamen technische Komponenten aus Deutschland zum Einsatz, beispielsweise Wechselrichter von SMA, JJ-LAPP-Kabel und Montagesysteme von Schletter. Das PEP-Team unterstützte die Textilfabriken von der Idee bis zur Umsetzung der Solaranlagen. Etwa durch umfassende Informationen zur Technologie, durch Beratung zu lokalen Vorschriften, Machbarkeitsanalysen für ihre jeweilige Fabrik, Kontakte zu deutschen Unternehmen und Beratung bei den Vertragsverhandlungen.

Drei Referenzprojekte – ein Ziel

Die größte Anlage erhielt die Fabrik Ty Bach Vinh Long, die zur Laiyih-Gruppe aus Taiwan gehört. Der Textilproduzent rüstete 70.000 Quadratmeter Dachfläche mit Photovoltaik (PV) aus. Die 10 MWp Aufdach-Solaranlage liefert jährlich schätzungsweise 14.650 MWh. Bei diesem Projekt wurde ein Power Purchase Agreement (PPA)-Geschäftsmodell angewandt. Das heißt, der Solarpartner investiert 100 Prozent des Projektwerts und die Fabrik zahlt über 20 Jahre einen Vergütungstarif, der unter dem Tarif des nationalen Energieversorgungsunternehmens liegt.

Für das gleiche Geschäftsmodell entschied sich Laiyih II Hau Giang, ein Schwesterunternehmen von Ty Bach. Eine 8 MWp Aufdach-Solaranlage auf der 35.000 Quadratmeter großen Dachfläche dieses Werks liefert jährlich gut 12.000 MWh.Das Unternehmen JiaHsin Long An wendet ein Leasing-System an. Dabei werden 20 Prozent des Investitionsvolumens von der Fabrik und 80 Prozent von der Solarfirma getragen. Nach Ende des Leasingvertrags geht die Anlage in den Besitz der Fabrik über. In einem ersten Schritt richtete das Unternehmen in taiwanesischem Besitz eine 1 MWp Aufdach-Solaranlage mit Wechselrichtern ein. Der geschätzte jährliche Energieertrag beträgt 1.423 MWh. In Phase zwei des Projekts soll ein zusätzliches Solarsystem von 2,8 MWp installiert werden. Durch Solarstrom wollen die drei Textilfabriken Energiekosten sparen, unabhängiger von externer Energieversorgung werden und sich als moderne, verantwortungsvolle Unternehmen und Arbeitgeber präsentieren. Insgesamt sparen die drei Herstellungsbetriebe durch ihre Aufdach-Solaranlagen knapp 265.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ist für die Textilfirmen eine zukunftssichernde Maßnahme, denn internationale Modefirmen erhöhen die Anforderungen an die asiatischen Produzenten, um ihrer Lieferkettenverantwortung gerecht werden. Textilfirmen, die ihren Treibhausgasausstoß nicht senken, verlieren Aufträge. JiaHsin Long An beispielsweise wurde von seinen Auftraggebern, darunter Adidas, Nike, Puma und die Vanity Fair Cooperation, dazu verpflichtet, Strom zu sparen und einen Teil der Energieversorgung auf Grünstrom umzustellen.

Nachhaltige Lieferketten durch erneuerbare Energien

Seit einigen Jahren engagiert sich die Modeindustrie verstärkt für Nachhaltigkeit, nachdem sie wegen mangelnder sozialer und ökologischer Verantwortung in die Kritik geraten ist. Inzwischen gehen die Modekonzerne Selbstverpflichtungen ein, wie die Fashion Industry Charter for Climate Action, die bis 2030 eine Verringerung der Treibhausgasemissionen um 30 Prozent vorsieht und für 2050 das Ziel Null-Emissionen ausgegeben hat. Regulatorische Anforderungen wie das Lieferkettengesetz, das in Deutschland ab Anfang 2023 zunächst für Unternehmen mit mehr als 3.000 Beschäftigten gilt, verpflichten sie zum Handeln. Dies führt in der Konsequenz auch zu einem Handlungsdruck in Ländern wie Vietnam, in denen die Textilindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig ist. Um langfristig Textilexportverträge zu sichern, müssen die Textilhersteller in Vietnam klimafreundlicher werden. Soll das ohne Produktionseinschränkungen oder -unterbrechungen geschehen, gibt es keine Alternative zu erneuerbaren Energien.

Unterstützung der Exportinitiative Energie

Auch die lokalen Regierungen in Asien haben die Zeichen der Zeit erkannt und unterstützen seit 2018 durch Anreize den Ausbau der Solarenergie. Vor diesem Hintergrund und angesichts des Bedarfs an Kompetenz und Technologie sind Vietnam und andere asiatische Produktionsländer für deutsche PV-Spezialisten attraktiv. Gleichwohl fehlt den deutschen Unternehmen häufig das Wissen über Märkte, Finanzierungsmöglichkeiten sowie gesetzliche Regelungen und sie haben keine Kontakte zu Kunden und Geschäftspartnern vor Ort. Hier setzt das PEP an.

Bereits seit 2016 arbeitet das PEP-Team mit der Modeindustrie zusammen und konnte in den vergangenen Jahren viele Erfahrungen in diesem Sektor sammeln und ein großes Netzwerk aus Modemarken und ihren Produktionsstätten in Asien aufbauen. Der Textilsektor stellt mit gut einem Drittel den größten Anteil der vom PEP beratenden lokalen Unternehmen dar, mit denen Projekte entwickelt und von deutschen KMU potenziell umgesetzt werden können. Dies unterstreicht, wie hoch der Bedarf an klimafreundlicher Energie in diesem Bereich ist und welches Potenzial darin für alle Beteiligten steckt.