Schülerinnen der Gemeinde La Guajira holen Wasser

Schülerinnen der Gemeinde La Guajira holen Wasser

© dena - Deutsche Energie-Agentur

Wasserknappheit in La Guajira wirksam begegnen

Die Region La Guajira leidet seit Jahren unter chronischer Wasserknappheit, die durch wiederkehrende Dürren, das Klimaphänomen El Niño und fehlende Infrastruktur weiter verschärft wird.

Viele Gemeinschaften La Guajiras – speziell die indigenen Wayuu-Gemeinschaften - sind daher auf unsichere Wasserquellen angewiesen, die Krankheiten verursachen, oder auf teure Wasserlieferungen, die über weite Strecken transportiert werden müssen. Die Wayuu sind die größte indigene Volksgruppe Kolumbiens und Venezuelas. Sie leben überwiegend in der Region La Guajira und versteht sich als eigene kulturelle und soziale Nation mit eigener Sprache (Wayuunaiki), Traditionen und Autoritäten.

Referenzanlage der Boreal Light GmbH

Referenzanlage der Boreal Light GmbH

© dena - Deutsche Energie-Agentur

Mit der neuen, solarbetriebenen Winture®-Entsalzungsanlage von Boreal Light können die lokalen Gemeinschaften nun Wasser aus einem salzhaltigen Grundwasserbrunnen in eine sichere und erschwingliche Trinkwasserquelle verwandeln. Die Anlage ist auf dem Gelände des Institución Etnoeducativa Laachon Mayapo, einer Schule mit angrenzendem Internat installiert und produziert bis zu 2.000 Liter Trinkwasser pro Stunde – das entspricht rund 12.000 Litern pro Tag – und versorgt künftig etwa 1.600 Schüler:innen, Lehrkräfte sowie umliegende Haushalte. Die exklusiv mit Solarstrom betriebene Wasserentsalzungsanlage vermeidet den Einsatz fossiler Energieträger und spart jährlich rund 100 Tonnen CO₂-Emissionen ein.

Die Winture®- Wasserentsalzungsanlage „made in Berlin“

Die hier zum Einsatz kommende Referenzanlage der Boreal Light GmbH zeichnet sich durch mehrere Besonderheiten aus: Sie produziert bis zu rund 12.000 Liter Trinkwasser pro Tag und arbeitet vollständig mit Solarenergie, ganz ohne Diesel oder Batterien. Durch den Einsatz moderner Umkehrosmose-Technologie entfernt sie zuverlässig 99 Prozent aller Salze und Schadstoffe aus dem Wasser. Ihr modulares Containerdesign ermöglicht eine einfache Installation, einen flexiblen Transport sowie eine unkomplizierte Wartung. Zusätzlich erlaubt ein integriertes Remote Monitoring, Betriebsparameter in Echtzeit zu überwachen und bei Bedarf aus Berlin Fehlerbehebungen vorzunehmen.

In diesem Projekt wurde eine Anlage mit einer kleinen Kapazität der Boreal Light installiert. Das Berliner Unternehmen fertigt jedoch Systeme mit einer Leistung von 1.000 bis zu 50.000 Litern pro Stunde, die auch für industrielle Zwecke – etwa in der Landwirtschaft, in Rechenzentren oder in der Lebensmittelproduktion – sowie für Anwendungen wie die Wasserstoffherstellung eingesetzt werden können.

Ein Gemeinschaftsprojekt mit starker lokaler Verankerung

Traditionelle Autorität der Wayuu-Gemeinschaft Mayapo: Erasmo Ipuana

Traditionelle Autorität der Wayuu-Gemeinschaft Mayapo: Erasmo Ipuana. Gleich daneben: José Luis Muñoz, General Coordinator for Energy Communities, Ministry of Mines and Energy sowie Brayan Giraldo, Advisor, Ministry of Mines and Energy.

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Das Projekt konnte nur dank der engen Zusammenarbeit zahlreicher Partner erfolgreich umgesetzt werden. Auftraggeber der Boreal Light GmbH war die Gespa e.V., die auch die Finanzierung über das BMZ-Programm bengo und die Bingo! Umweltstiftung Niedersachsen sicherstellte.Vor Ort koordinierte die Fundación Terrazul die Umsetzung und organisierte Schulungen für Frauen und Jugendliche aus der Wayuu-Gemeinschaft. "Angesichts des gravierenden Mangels an Trinkwasser ist mit der Bereitstellung einer technischen Lösung für die Trinkwasseraufbereitung ein großer Schritt getan. Nun gilt es, die Ressource so einzusetzen, dass die Schüler*innen zu einer gesunden und produktiven Lebensweise befähigt werden", betont Herbert Dohlen, Geschäftsführer der Gespa e.V.. Damit trägt das Projekt weit über die Trinkwasserversorgung hinaus zur Stärkung lokaler Kapazitäten, wirtschaftlicher Perspektiven und Resilienz der Gemeinschaft bei.

Strategischer Ausblick für Lateinamerika

Über die erfolgreiche Inbetriebnahme hinaus verfolgt Boreal Light eine klare Zukunftsstrategie: Das Unternehmen plant den Aufbau eines regionalen Hubs in Kolumbien. Es soll ein Trainingszentrum entstehen, in dem lokale Fachkräfte für die Installation, den Betrieb und die Wartung solarbetriebener Wasserentsalzungsanlagen qualifiziert werden. Damit wird Kolumbien zu einem zentralen Ausgangspunkt, um die Technologie in weiteren Ländern Lateinamerikas zu verbreiten. Nach einer einjährigen Testphase prüft Gespa e.V. zudem, wie sich die Entsalzungsanlagen in weitere soziale und ökologische Projekte in Kolumbien und Honduras integrieren lassen.

Mit dem RES-Programm unterstützt die Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE) deutsche Unternehmen der Erneuerbare-Energien- sowie Energieeffizienz-Branche mit innovativen Lösungen bei der Erschließung neuer Absatzmärkte. Im Rahmen des Programms werden Referenzanlagen in einem Zielmarkt errichtet und mit Unterstützung der Deutschen Energie-Agentur GmbH öffentlich und werbewirksam vermarktet. Durch Informationsvermittlung sowie Schulungsaktivitäten soll die Nachhaltigkeit des Markteintritts gefördert und die Qualität klimafreundlicher Technologien aus Deutschland demonstriert werden.