Technologie: Geothermie

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Die sechs Länder der Organisation Ostkaribischer Staaten (Organisation of Eastern Caribbean States - OECS) und die zu Portugal gehörenden Azoren setzen aktuell verstärkt auf einen Ausbau der Geothermie zur Stromerzeugung, um den Import fossiler Energieträgern zu verringern.

Zu den politisch unabhängigen OECS-Staaten zählen Antigua und Barbuda, Dominica, Grenada, St. Christopher und Nevis, St. Lucia sowie St. Vincent und die Grenadinen. Daneben ist Montserrat als britisches Überseegebiet Teil der Organisation. Die sechs unabhängigen Länder erhalten laut Pressemeldungen ein Kredit- und Förderungspaket über 71,5 Millionen US-Dollar von der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) und der Karibischen Entwicklungsbank (CDB). Die bereitgestellten Ressourcen sollen allgemein für die Förderung von Erneuerbaren-Energien- und Energieeffizienz-Projekten genutzt werden. Hauptsächlich dienen sie aber als Startkapital für Projekte im Rahmen der „GeoSMART Facility“ der CDB. Diese stellt maßgeschneiderte Finanzierungsprojekte für Geothermieunternehmen bereit. IDB-Angaben zufolge könnten mithilfe der Förderung insgesamt bis zu 60 MW Geothermie-Kapazitäten zur Stromerzeugung entwickelt werden, um damit fossile Energieimporte im Wert von 56 Millionen US-Dollar pro Jahr zu substituieren. Dabei ist das technische Geothermie-Potenzial zur Stromerzeugung innerhalb der OECS-Staaten sehr unterschiedlich: Nach Angaben des US-amerikanischen National Renewable Energy Laboratory (NREL) verfügt Dominica mit über 300 MW über das höchste Potenzial, vor St. Christopher und Nevis (50-300 MW), St. Lucia (170 MW), Grenada (über 50 MW) und St. Vincent und den Grenadinen. Einzig Antigua und Barbuda haben laut NREL kaum verfügbare geothermische Reservoire.

Bei den OECS-Staaten handelt es sich um kleine, isolierte Energiemärkte, für die der Zugang zu fossilen Energieträgern schwierig und deren Entwicklungsstatus im Bereich erneuerbare Energien noch gering ist. Insgesamt sind auf den sechs Inseln 383,49 MW Stromerzeugungskapazitäten installiert. Den aktuell höchsten EE-Anteil im Energiemix hat Dominica, mit 28,6% und einer installierten Kapazität von 13,33 MW. Genutzt werden Photovoltaik und Solarthermie, Wasserkraft und Windenergie. Auf keiner der Inseln gibt es bis jetzt geothermische Anlagen.

Anders verhält es sich auf den Azoren: 2015 deckt Strom aus Geothermie dort bereits 22% des Strombedarfs von rund 890 GWh pro Jahr. Diesen Monat erfolgte zudem der Spatenstich für die Pico-Alto-Geothermie-Anlage auf der Insel Terceira mit einer Stromerzeugungskapazität von 12 MW. Regierungsvertreter kündigten während der Zeremonie an, bis 2016 über 22 Millionen Euro in erneuerbare Energien und insbesondere in die Stromgewinnung aus Erdwärme zu investieren. Laut Erwartung der Regierung sollen diese Investitionen zu einem Erneuerbare-Energien-Anteil von 38% an der Stromproduktion führen, wobei nicht kommuniziert wurde, bis wann dies geplant ist. Das offizielle Ausbauziel der Regierung sieht bis 2019 einen EE-Anteil an der Energieerzeugung von 56% vor.