Nationalflagge Honduras

Im Juni 2016 weihte der honduranische Präsident Juan Orlando Hernandez ein 48-MW-Biomasse-Biogas-Kombikraftwerk in der Gemeinde Choloma ein. Aufgrund ihrer Größe und ihres hohen Innovationsgrads gilt die Anlage in Choloma regierungsseitig als Vorzeigeprojekt. Besitzer der Anlage ist ein großes lokales Textilunternehmen, dessen Tochterfirma als Betreiber fungiert. Der erzeugte Strom sowie die Prozesswärme dienen in erster Linie der Versorgung des unternehmenseigenen Industrieparks. Medienberichten zufolge können mit der Anlage Strompreise von 11 US-Cent im Vergleich zu bisherigen Netzstromkosten in Höhe von 12-15 US-Cent pro kWh erreicht werden. Überschüssig produzierten Strom verkauft der Betreiber an den nationalen Stromversorger Empresa Nacional de Energía Eléctrica (ENEE).

Als Substrat nutzt die Anlage neben Bagasse vor allem Napiergras in fester und flüssiger Form. Während die Biomasseanlage mit einer Kapazität von 43 MW die festen Bestandteile verwertet, wird in einem zweiten Teil des Kraftwerks das aus dem Saft der Pflanzen erzeugte Biogas verwendet, um 5 MW zusätzliche elektrische Leistung und Wärmeenergie bereitzustellen. Die Anlage produziert außerdem 2.500 m³ Biogas pro Stunde für die direkte industrielle Nutzung in der Textilfabrik. Die Projektfinanzierung in Höhe von 130 Mio. US-Dollar stammt zu 73% aus lokalen Mitteln. Laut Medienberichten entfielen ca. 33 Mio. US-Dollar auf Kreditlinien der Zentralamerikanischen Bank für Wirtschaftsintegration.

Das Projekt wurde im Rahmen des zu Beginn des Jahres 2016 veröffentlichten 20/20-Programms der honduranischen Regierung errichtet. Laut den Zielen dieser Regierungsstrategie sollen bereits bis zum Jahr 2020 80% des honduranischen Energiemixes aus erneuerbaren Energien stammen, im Vergleich zu einem aktuellen Stand von 55%. Dabei dient die Diversifizierung der Energieversorgung einem weiteren Regierungsziel, nämlich der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Derzeit basiert die Energieversorgung des mittelamerikanischen Landes vor allem auf fossilen Energieträgern und großer Wasserkraft. Angesichts der unzuverlässigen und teuren Energieversorgung über das öffentliche Stromnetz suchen lokale Unternehmen jedoch verstärkt nach Alternativen.