Länderflagge Vereinigtes Königreich

Der Wind vor den Küsten Großbritanniens ist bisher vor allem bei Wassersportlern beliebt. Doch auch die britische Regierung will von den Böen auf der Nordsee verstärkt profitieren: Premierminister Boris Johnson hat angekündigt, die Kapazität von Offshore-Windparks bis zum Jahr 2030 von 10 auf 40 GW zu vervierfachen. Damit will der wiederwählte Premier die Offshore-Windenergie zu einer der zentralen Säulen der CO2-Neutralität auf der Insel ausbauen. Da im Vereinigten Königreich selbst nicht viel Platz für große Windkraftanlagen ist, fördert die Regierung stark die Entwicklung von Offshore-Windparks. Zurzeit befinden sich fast 1.000 Anlagen in Planung. Auf der sogenannten Doggerbabank, einer Sandbank in der Nordsee, sollen beispielsweise schon 2023 die ersten Windanlagen Strom liefern.

Zwischen 2015 und 2021 wollen die Briten mehr als eine Milliarde Euro in die Energiewirtschaft investieren. Die Investitionen sollen vor allem die Kosten für erneuerbare Energien senken und Innovationen wie schwimmende Windanlagen vorantreiben. Die Regierung fördert Projekte im Bereich erneuerbare Energien über sogenannte Contract-for-Difference (CfD)-Ausschreibungen, die alle zwei Jahre vergeben werden. Der Staat zahlt dabei die Differenz zwischen dem Marktpreis und dem für die grüne Investition notwendigen Preis (strike price). Die Auktionen finden alle zwei Jahre statt, die nächste voraussichtlich im Jahr 2021.

Für deutsche Windkraftanlagenhersteller und Zulieferer, wie beispielsweise Produzenten von Lagern, Getrieben oder Rotoren, bietet der britische Offshore-Windmarkt gute Geschäftschancen: Im „Renewable Energy Country Attractiveness Index“ der Unternehmensberatung EY belegt Großbritannien in der Kategorie Offshore-Wind hinter den USA den zweiten von 40 Plätzen. Für die Offshore-Stromübertragung können sich deutsche Elektrotechnik-Spezialisten über das „Office of Gas and Electricity Markets“ (Ofgem) auf einem Ausschreibungsportal anmelden. Dabei müssen Projektentwickler beachten, dass Windparkprojekte über 50 MW in England und Wales von der zuständigen Behörde genehmigt werden müssen. Für kleinere Vorhaben sind lokale Behörden auf städtischer oder kommunaler Ebene zuständig. In Schottland genehmigt große Projekte ausschließlich die Regierung. Kleinere Vorhaben hingegen liegen dort ebenfalls im Zuständigkeitsbereich lokaler Behörden.