40% der Abfälle in Brasilien werden aktuell immer noch auf Müllhalden oder ungeordneten Deponien entsorgt, was gemäß der PNRS und dem daraus entstandenen Plano Nacional de Resíduos Sólidos jedoch seit 2014 nicht mehr gestattet ist. Bisher mangelt es jedoch noch an der Umsetzung dieser Politik in allen Bundesstaaten und Gemeinden Brasiliens, jedoch werden die Kommunen zur Vermeidung von Strafzahlungen das Gesetz nach und nach implementieren müssen. Durch diese Umwandlung von Müllhalden und ungeordneten Deponien zu geordneten Deponien ergibt sich allein ein zukünftiges Potenzial von 3,6 Mrd. m³/a an Biogas, welches nutzbar gemacht werden könnte.

Bei den bestehenden geordneten Deponien, auf welchen aktuell ca. 60% aller brasilianischen Abfälle entsorgt werden, existiert derzeit bereits ein Potenzial von ca. 4,2 Mrd. m³/a an Biogas, wobei davon bisher aktuell insgesamt nur 11% kommerziell genutzt werden: 9% (= 400 Mio. m³/a) für die Stromerzeugung und 2% (= 65 Mio. m³/a) für die Aufbereitung zu Biomethan und Einspeisung ins Gasnetz bzw. Abtransport per LKW. Sowohl vom existierenden Potenzial auf geordneten Deponien als auch vom zukünftigen Potenzial nach Umwandlung von Müllhalden wird sich nicht alles entstehende Biogas kommerziell nutzen lassen, da die Deponie eine gewisse Mindestgröße bzw. Mindestbiogasproduktion haben muss, damit solche Projekte wirtschaftlich operieren können. Trotzdem bleibt ein signifikantes Potenzial an verfügbarem Biogas auf Deponien übrig, welches den Markt für bestehende und zukünftige Investoren sehr interessant macht.

Für eine kommerzielle Nutzung des Biogases bieten sich die Verstromung des Biogases oder eine Aufbereitung des Biogases zu Biomethan zum Zwecke der Einspeisung ins Gasnetz oder Nutzung in der Industrie und bei Tankstellen an. Aufgrund von mangelnden Rahmenbedingungen im Gasmarkt und unterschiedlichen Gesetzgebungen in den einzelnen Bundesstaaten kann die Einspeisung des Biomethans ins Gasnetz derzeit noch große Hürden aufwerfen. So lange also der Gasmarkt in seinen Regelungen und der Liberalisierung noch nicht so weit ist wie der brasilianische Strommarkt, ist ein Projekt zur Einspeisung ins Gasnetz derzeit eher zu meiden bzw. genau zu prüfen, wie die Rahmenbedingungen hierfür im jeweiligen Bundesstaat aussehen. Projekte zur Stromerzeugung aus Biogas werden jedoch seit Jahren vielfach umgesetzt, da die Rahmenbedingungen des Strommarktes dies begünstigen und eine entsprechende Wirtschaftlichkeit der Projekte gegeben ist.