Dubai, November 2015. Ingenieur Waleed Elrawy ist zufrieden. Es ist der 14. November 2015. Gerade ist das erste Solarboot vom Typ SunCat 21 im Seehafen Jebel Ali angekommen. Einen Monat war es unterwegs im Container und hat dabei knapp 6.500 Seemeilen vom Hamburger Hafen bis hierher hinter sich gebracht. Der solarbetriebene Katamaran wird ab Dezember 2015 seine Runden in Dubai drehen und seine Passagiere lautlos und sicher über den Dubai Creek durch die Stadt befördern. Dasselbe Modell ist auch in Deutschland im Einsatz und schippert Touristen an den Sehenswürdigkeiten Berlins vorbei. Gebaut hat es die SolarWaterWorld AG in Berlin, Elrawys Geschäftspartner in Deutschland.

Was vorher geschah...

Ägypten, Kairo, April 2014. Elrawy gründet die Firma SolarTech Egypt und stellt damit eine Weiche in seinem Leben um. Vor 20 Jahren hat er in der Textilbranche angefangen. In den darauffolgenden Jahren sollte es keine großen beruflichen Veränderungen in seinem Leben geben, abgesehen von diversen Beförderungen bis hin zum Marketingchef eines führenden ägyptischen Textilunternehmens von Berufskleidung.

Deutschland, Berlin, Juni 2014. Die Teilnahme am Managerfortbildungsprogramm mit Fokus auf Erneuerbare Energien ist für Elrawy eine große Chance. Als Junggründer und Neueinsteiger in der Solarbranche erhofft er sich vom Programm wertvolle Kontakte und Geschäfts-Know-how. Auf einem Geschäftstreffen in Hamburg lernt er die Firma SolarWaterWorld AG kennen, ein Berliner Unternehmen, das mit solarbetriebenen Booten sein Geld verdient. Elrawy wittert gute Chancen für den Import der Technologie in seine sonnenverwöhnte Heimat und kann die Deutschen für sein Vorhaben gewinnen. „Wir sind nicht nur Partner, sondern auch Freunde geworden“, sagt er heute rückblickend. Doch der Start ist schwierig, die wirtschaftliche Situation und die Rahmenbedingungen in Ägypten sind durch die politischen Umbrüche für sein innovatives Projekt ungünstig. Aber der zweifache Familienvater will sich nicht so schnell geschlagen geben. „In Deutschland hat mich der Unternehmergeist inspiriert und motiviert, für mein Ziel zu kämpfen“, sagt der Ingenieur. Und das muss nicht zwangsläufig in Ägypten sein. Elrawy gründet eine zweite Gesellschaft, die FitSolarTech Boats Trading LLC, mit Sitz in Dubai.

Dubai, 2015/2016. Zunächst pendelt Elrawy zwischen den Ländern und baut Kontakte auf. Im Januar 2015 verlagert er seinen Wohnsitz in den Wüstenstaat. Denn Dubai hat eine sehr liberale Wirtschaftspolitik. „Im Ease of Doing Business Report 2016, der weltweit Länder auf deren Wettbewerbsfähigkeit und Standortqualität untersucht, erreichen die Vereinigten Arabischen Emirate Platz 31, Ägypten schafft es nur auf Platz 131 – von 189“, begründet der Unternehmenschef seine Entscheidung. Dass das der richtige Schritt war, zeigt sich heute, zweieinhalb Jahre nach dem Managerfortbildungsprogramm und zwei Jahre nach seinem Umzug. Gerade hat er ein weiteres Solarboot in das Sultanat Oman verkauft. Und ein sehr erfolgversprechendes Projekt gestartet. Mit Hilfe der SolarWaterWorld AG hat er ein Abra umgerüstet. Abras sind kleine, dieselbetriebene Holzboote, die zum öffentlichen Nahverkehr Dubais gehören. Die rund 150 Abras werden dazu eingesetzt, Passagiere über den Dubai Creek zu befördern, einen 14 Kilometer langen Meeresarm des Persischen Golfs, der die Stadt in zwei Teile teilt. Seit einiger Zeit versucht die Verkehrsbehörde River Transport Authority (RTA), ihre öffentlichen Verkehrsmittel auf umweltfreundlichere Technologien umzurüsten. Insbesondere bei den Abras hat man in den letzten Jahren viel ausprobiert, unter anderem Elektroantrieb. Bisher konnte aber nichts überzeugen.

Ein Wegbereiter für deutsche Solartechnologie in der MENA-Region

Seit Anfang 2016 ist Elrawys Boot nun in der Testphase. Nach der Auswertung könnte das Go vom Amt kommen, weitere Abras auf die emissionsfreie Technologie umzurüsten. Der Leiter der RTA, Al Ali sagte im Interview mit der Gulf News vom 08. Februar 2016 über den Einsatz des Solarboots: „Es ist das erste Mal, dass eine 100-prozentige Solarboottechnologie in unserer Region zum Einsatz kommt. Dadurch werden weitere Firmen Vertrauen in diese Technologie aufbauen und anfangen, sie zu nutzen.”

Damit wäre Elrawy ein Wegbereiter für den Export deutscher Solartechnologie in die MENA-Region.