Hrodno. Wladimir Garbuz, Jurist und Unternehmer, hat zusammen mit vier weiteren Gründungsmitgliedern die Zilant GmbH gegründet. Ziel des jungen Start-ups ist die Nutzung von Windenergie. In der Nähe der Kleinstadt Selwa errichten die Jungunternehmer, die ursprünglich aus der Bauwirtschaft kommen, einen Windpark.

Zwei Energieanlagen, die gegensätzlicher nicht sein könnten

Da die günstigsten Territorien für Windenergie der Norden und Nordwesten von Belarus sind, wie das Minsker Energetische Zentrum feststellte, entschieden sich die Unternehmer für den Verwaltungsbezirk Hrodno. So kommt es, dass im selben Gebiet zwei Energieanlagen errichtet werden, die gegensätzlicher nicht sein könnten: In nur rund 230 km Entfernung zum Windpark entsteht an der Grenze zu Litauen das erste Atomkraftwerk des Landes, das AKW Ostrowez, dessen erster Block 2018 ans Netz gehen soll. Beide Projekte sollen dazu beitragen, den Strommarkt zu diversifizieren.

Winkraftanlagen: Technologie "made in Germany" wird geschätzt

Garbuz` Windpark besteht aus sechs Windkraftanlagen der Firma Vestas Wind Systems A/S, die er in Deutschland eingekauft hat. „Die meisten in Belarus betriebenen Windkraftanlagen kommen aus Deutschland“, berichtet der 41-jährige Unternehmenschef. Das Siegel „made in Germany“ wird geschätzt und ist zudem zollfrei, denn auf importierte Ausrüstungen zur Erzeugung, Umwandlung und Verteilung von Strom aus Erneuerbaren Energiequellen erhebt Belarus keine Zollkosten. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Erfolgsgeschichte, war die Fertigstellung des Windparks bis Ende 2017 geplant. Dann werden sich die Windräder in Selwa zum ersten Mal drehen und dabei „saubere“ Energie erzeugen. Bis dahin haben Garbuz und seine Mitstreiter rund vier Millionen Euro in den Energiepark investiert. 85 Prozent der Summe haben sie über einen europäischen Kredit finanziert, der Rest war Eigenkapital. Das Start-up geht von einer Million Euro Jahresumsatz aus, womit sich die Investition bereits in wenigen Jahren amortisiert haben sollte.

Um den Absatz der Windenergie müssen sich die Gründer keine Gedanken machen. Für die ersten zehn Jahre verpflichtet sich der Staat zur Abnahme der erzeugten Energie und ihre Einspeisung in das Stromnetz des staatseigenen Energieversorgers Belenergo. Die Tarife, die Garbuz für seinen Windstrom erhält, sind attraktiv und werden über das Vergütungssystem für Strom aus Erneuerbaren Energien geregelt. Grundlage dafür ist das belarussische Gesetz „Über erneuerbare Energiequellen“.

Teilnahme am Managerfortbildungsprogramm

Weil er noch ein Neuling im Ökostrommarkt war, nahm Garbuz 2016 am Managerfortbildungsprogramm mit Fokus auf Erneuerbare Energien teil. Besonders hat ihn dabei das Management von Windkraftanlagen und die Stromspeicherung interessiert. „Der Flaschenhals der Erneuerbaren Energien ist immer noch die Speicherung des überschüssigen Stroms“, sagt er. Auch wenn ihn das Thema durch die staatliche Abnahmegarantie in den nächsten Jahren noch nicht betrifft, stellt es Stromerzeuger dennoch langfristig vor grundlegende Fragen. „Neben der zentralen wird in Deutschland auch die dezentrale Stromerzeugung diskutiert und praktiziert, so gibt es bereits Windkraftanlagen, die eine Art XXL-Batterie für die Speicherung haben“, berichtet er. Daneben nutzt man in Deutschland die klassischen Pumpspeicherwerke, und es gibt Forschungsansätze der Bundesregierung zur Druckluft- und Wasserstoffspeicherung in Salzkavernen und Betonkugeln im Bodensee. Diese Projekte wird Garbuz aufmerksam verfolgen.

Außerdem aussichtsreich in Belarus: Solarenergie

Ein weiteres aussichtsreiches Feld für die Ökostrombetreiber ist die Solarenergie. Zwischen 2016 und 2018 ist der Bau von 22 Solarkraftwerken in Belarus geplant. Gerade bereitet das junge Unternehmen die Unterlagen für eine öffentliche Ausschreibung zur Errichtung eines Solarparks vor.