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Alexander Peters (u.) von der Neuman & Esser Group berichtet im Interview über Zukunftsmärkte und Chancen im Bereich Wasserstoff

© BMWi

Die Geschäftsreise nach Chile war in vielerlei Hinsicht ein großer Erfolg. Wie war Ihr Eindruck in Bezug auf die Teilnahme der Neuman & Esser Gruppe?

Durch die Möglichkeit, unser Unternehmen dem chilenischen Publikum – und wie sich herausstellte einem aufgrund der Wasserstoff-Thematik international breit aufgestelltem Publikum – zu präsentieren, war das ein guter Einstieg in den Wasserstoff-Markt in Südamerika. Die gesamte Region spielt für unsere Exportaktivitäten eine große Rolle. Die Online-Konferenz war für uns wichtig, weil wir dadurch unsere Marktpräsenz in der Wasserstoff-Wirtschaft zeigen und die Kompetenzen der Neuman & Esser Gruppe im Bereich Wasserstoff-Kompression darlegen konnten. Zusätzlich zur Konferenz hatten wir zwölf B2B-Meetings mit verschiedenen potenziellen Kunden und Firmen, aus denen sich gute Chancen ergeben haben. Für uns also ein Erfolg!

Was sagen Sie zu der momentanen Entwicklung in der Branche?

Ich finde die Entwicklung wunderbar! Wir engagieren uns schon ziemlich lange in diesem Bereich. Ich war 2005 in Kalifornien auf einer Wasserstoff-Messe und bereits damals haben wir festgestellt, dass Wasserstoff für die Zukunft eines Kolbenkompressoren-Herstellers wie uns wichtig ist. Da geht es um hohe Drücke, um sehr flüchtiges Gas und um die mögliche Energie-Infrastruktur für die Zukunft! Für uns war klar: Wir müssen uns in diesem Bereich engagieren – und dann sind 15 Jahre vergangen.

Mittlerweile haben wir uns als Unternehmen entsprechend positionieren können.
Meine Schwester ist Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat und ich engagiere mich beim VDMA in der Arbeitsgruppe Power-to-X for Applications und beim deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband (DWV). Gerade passiert sehr viel – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Wir sind ein internationales Unternehmen – und natürlich glauben wir an diesen Markt, ganz klar. Wir sehen sehr große Vorteile in den existierenden Produkten, die wir bereits anbieten können. Für die weitere Entwicklung müssen die politischen Rahmenbedingungen entsprechend gesetzt werden. Deutschland hat schon einen Plan, die Nationale Wasserstoffstrategie. Aber wir dürfen jetzt nicht über unsere eigene Bürokratie fallen. Power-to-X fängt mit Power an und dafür brauchen wir mehr Erneuerbare Energien-Kapazitäten. Ohne die wird es nicht gehen.

Konzentrieren Sie sich daher auf den Export mit ihrer Technologie?

Genau. Wir werfen erstmal einen Blick ins Ausland und haben an der Online-Geschäftsreise für Chile teilgenommen. Marokko und Tunesien sind auch im Spiel. Portugal und andere Länder in Europa, die sehr wahrscheinlich zu einem Energie-Powerhouse werden können für die Stromerzeugung aus Erneuerbaren, sind für uns ebenfalls interessant.
Wir engagieren uns auch bei Hydrogen Europe, damit wir auf europäischer Ebene im Rahmen des Green Deals das ganze Thema mitbegleiten können.

Welche Länder haben Sie noch im Fokus?

Korea und China sind beispielsweise Märkte, in denen wir auch aktiv sind. Korea macht schon sehr viel im Bereich Wasserstoff für die Mobilität, aber auch in Sachen Wasserstoff-Herstellung. Neben Südamerika ist natürlich Australien das nächste Powerhouse. Generiert wird Wasserstoff in der Zukunft auf jeden Fall über Erneuerbare Energien und da hat Australien ein enormes Photovoltaik-Potenzial.

Geht bei Ihnen der Trend auch in Richtung grüner Wasserstoff?

Auf jeden Fall. Das Thema Elektrolyse und das komplette Know-how und die Möglichkeiten, Elektrolyseure für die gesamte Wasserstoff-Lieferkette anzubieten, werden für uns immer wichtiger. Mit der Akquisition von Hytron Energy & Gas zeigen wir, dass wir uns ganz klar in diese Richtung positionieren.

Im Jahr 2020 hat uns die Corona-Pandemie sehr beschäftigt. Wie hat sich das auf Ihre Export-Aktivitäten ausgewirkt?

Wir als Zulieferer für die klassische Öl- und Gasindustrie haben die Auswirkungen der Pandemie schon gespürt. Viele Raffinerien und auch Chemieanlagen sind nicht unter Volldampf gelaufen. Insbesondere im Neumaschinengeschäft merkt man einen deutlichen Rückgang. Aus dem Home Office lassen sich zwar viele Anfragen stellen und von uns bearbeiten, aber die geschäftlichen Verhandlungen führt man doch lieber persönlich.

Meiner Meinung nach hat neben der Corona-Pandemie hat aber auch der Strukturwandel große Auswirkungen auf Unternehmen wie uns. Viele Milliardenprojekte von Großunternehmen werden aufgrund des Abwärtstrends des Ölpreises und aufgrund der Klimaziele, in denen keine fossilen Brennstoffe wie u.a. Erdgas und Kohle vorgesehen sind, auf den Prüfstand gestellt. Da wird dann nicht in eine neue Anlage investiert, sondern die bestehenden Anlagen nochmal fit gemacht.

Allerdings sehen wir auch die Riesenchance, weil unsere Produkte für die Gas- und Wasserstoffherstellung, aber auch bei der Ammoniakherstellung gebraucht werden. Wir haben ein Unternehmen bei uns in der Gruppe, das Membrankompressoren und hydraulisch angetriebene Kolbenverdichter herstellt. Und das Geschäft boomt! Während unsere klassischen Raffinerie-Kompressoren weniger nachgefragt werden, sind kleinere Anlagen gerade total gefragt. Darin zeigt sich der Trend, dass erstmal viele Pilotprojekte implementiert werden.

Inwiefern hat Ihnen die Exportinitiative Energie dabei geholfen, durch die Krise zu kommen?

Die Exportinitiative hat uns sehr geholfen. Gerade die Veranstaltung zu Chile war für uns ein Riesenerfolg. Das ist ein Zukunftsmarkt und wir können dadurch unsere Markt-Präsenz weiter ausbauen und an den Kontakten arbeiten. Die Veranstaltungen der Auslandshandelskammern im Rahmen der Exportinitiative Energie nehmen mir immer sehr gerne wahr. Das ist die Art Unterstützung, wovon der Mittelstand wirklich etwas hat!

Wir als Mittelständler müssen uns neben den großen Playern irgendwie behaupten. Der Wettbewerb ist stark. Insofern ist die Unterstützung sehr willkommen, damit wir auch unser Stück vom Kuchen abbekommen.

Planen Sie das Jahr 2021 weiterhin mit Online-Veranstaltungen?

Wir gehören zur Nischenindustrie. Da kennt man sich und es kann ein, zwei Jahre passieren, dass man sich nicht persönlich sieht. Aber unter dem Strich zählt der persönliche Kontakt. Das geht online nur bis zu einem gewissen Grad.

Nichtsdestotrotz bleibt uns zunächst keine andere Möglichkeit und die Angebote entwickeln sich ja auch weiter. Ein zusätzlicher Vorteil, den wir sehen, ist die Nachhaltigkeit. Durch die nicht ausgeschöpften Reisekosten-Budgets kann man an der ein oder anderen Stelle den Umsatzrückgang und die fehlenden Deckungsbeiträge kompensieren. Zukünftig überlegt man sich schon, ob wirklich jede Reise nötig ist. Wir haben jetzt alle in Videokonferenz-Software investiert. Von diesen Digitalisierungs-Effekten wird einiges bleiben.