Energiesparendes Bauen nimmt für die chinesische Regierung einen immer größeren Stellenwert ein. Aufgrund der hohen Bau- und Energieeffizienzstandards in Deutschland bieten sich insbesondere deutsche Firmen und Institutionen als Kooperationspartner auf dem chinesischen Markt an, um energieeffiziente Lösungen und technisches Know-how ins Reich der Mitte zu bringen. Mittlerweile existieren in China einige Referenzgebäude für Energieeffizienz, wie beispielsweise Passivhäuser, die durch Einsatz von deutschen Effizienzlösungen als Vorbild für grünes Bauen dienen.

Energy Efficiency Awards in Ost-China als Hybrid-Veranstaltung

Im Zuge der Leistungsschau wurden ausgewählte Gebäudeeffizienzprojekte in der Region Ost-China vorgestellt und für den erfolgreichen Einsatz moderner und innovativer Energieeffizienzlösungen „Made in Germany“ ausgezeichnet. Aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen wegen der aktuellen Corona-Pandemie fanden die Präsentation der Projekte und die Preisverleihung am 16. September im Hybrid-Format statt. In den Räumen der AHK Shanghai trafen sich mehr als 30 Vertreter der ausgewählten Projekte, chinesische Experten der Gebäudeindustrie und Vertreter chinesischer Universitäten, um mehr über die ausgewählten Projekte zu erfahren. Gleichzeitig verfolgte eine große Anzahl Interessierter die Veranstaltung im Live-Stream. So konnten an dem Tag fast 100 Experten direkt erreicht werden.

Vorab wurden alle ausgewählten Objekte von Jury-Mitgliedern und Vertretern der AHK Shanghai besucht. Während dieser Besichtigungen wurde unter anderem Filmmaterial zur Erstellung von Kurzvideos gesammelt, die der Öffentlichkeit ein besseres Bild der Projekte vermitteln sollten. Zudem konnten die Besucher sich weiter von den umgesetzten Konzepten, den genutzten Materialen und den hieraus resultierenden Ergebnissen überzeugen.

Abgerundet wurde das Programm der hybriden Preisverleihung durch Grußworte des Vorsitzenden der German Industry and Commerce (Taicang) Co. Ltd., Maximilian Butek, sowie durch den Vertreter des deutschen Generalkonsulates in Shanghai, Richard Cuntz. Der renommierte Professor Dr. Zhang Xu, Leiter der Abteilung HVAC Engineering der Tongji Universität in Shanghai und Vorsitzender der chinesischen Passive House Alliance, führte mit seiner Präsentation zu Herausforderungen und Lösungen des Passivhauskonzepts in das Thema der Leistungsschau ein. Anschließend wurden die ausgezeichneten Projekte und die zum Einsatz gekommenen deutschen Technologien vorgestellt. Insbesondere die Kurzvideos der Objekte gaben einen visuellen Eindruck und trugen zu einer lebendigen Darstellung bei.

Das sind die ausgezeichneten Projekte

Eurocampus – Deutsche Schule Yangpu Shanghai

Eingereicht durch energydesign (Shanghai) Co., Ltd

Das Konzept für die neue internationale Schule (EuroCampus) in Yangpu, Shanghai wurde im Jahr 2015 entwickelt und bis Ende des Jahres 2019 in die Realität umgesetzt. Der Komplex umfasst jeweils ein Gebäude für die französische und deutsche Schule sowie ein gemeinschaftlich genutztes Performance Arts und Sport Center mit zusammen mehr als 58.000 m2 Nutzfläche.

Die Gestaltung der Schule konzentrierte sich auf hochwertige Qualität und Nachhaltigkeit mit dem Ziel, einen Maßstab für andere ausländische Schulen in China zu setzen. Die fertiggestellten Gebäude nutzen die aktuellsten Technologien. Basierend auf dem Entwurf der Architekten entwickelte energydesign (Shanghai) ein Energiekonzept zur kostenoptimalen Umsetzung. Hierdurch sollte der Ressourcenverbrauch verringert sowie der Energieeinsatz optimiert werden. Bereits in der ersten Phase der Planung wurden moderne deutsche Simulationsprogramme genutzt, um energietechnische Auswirkungen der angedachten Baustoffe und Technologien zu analysieren und Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Dabei wurden auch die MEP-Designentwürfe optimiert.

Die Außenfenster in Süd, Ost und West sind mit einem automatisch gesteuerten Schattierungssystem ausgestattet, das die Nutzung an die jeweiligen klimatischen Bedingungen anpasst. Dies ist vor allem bei den klimatischen Gegebenheiten in Shanghai – hohe Luftfeuchtigkeit, heiße Sommer und kalte Winter – von hohem Nutzen. Mit der Methode werden die Gebäude im Sommer optimal von der Wärmestrahlung isoliert und der Energieaufwand für die Kühlung reduziert. Kühlbalken, Wärmerückgewinnung, eine solarthermische Anlage sowie Fußbodenheizungssysteme helfen, Energie zu sparen und erzeugen ein angenehmes Raumklima für Schüler und Lehrer. LED-Lampen mit Bewegungs- und Dimmsteuerungen senken den Energiebedarf für die Beleuchtung der Schule.

Insgesamt konnte durch diese und weitere Maßnahmen der Gesamtenergieverbrauch der Schule im Vergleich zu ähnlichen Gebäuden und dem chinesischen nationalen Standard um ca. 33 Prozent gesenkt werden.

Leistungsschau China

Eurocampus German School Shanghai Yangpu

© energydesign (Shanghai) Co., Ltd.

Passivhaus Bruck in Changxing, Zhejiang Provinz

Eingereicht durch Peter Ruge Architekten

Das Projekt wurde vom Passivhausinstitut Darmstadt als erstes passives Wohnhaus in Ostchina im Jahr 2014 zertifiziert. Darüber hinaus ist es das erste Projekt in China, das eine Platinzertifizierung des deutschen Rates für nachhaltiges Bauen erhielt.

Das fünfstöckige Gebäude ist in 36 Einzimmerapartments, 6 Einheiten mit zwei Zimmern und 4 Modelwohnungen mit jeweils 3 Zimmern unterteilt. Speziell die größeren Wohneinheiten bieten die praktische Möglichkeit, chinesische Familien von den Vorteilen des energieeffizienten Bauens zu überzeugen. Die temporären Bewohner können die durch das Passivhauskonzept verwirklichte angenehme Atmosphäre des Hauses erfahren.

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mehrerer deutscher Unternehmen und Institutionen, um deutsche Expertise und deutsche Technologien im chinesischen Markt einzuführen. Das vom deutschen Architektenbüro Peter Ruge geplante Design zielt speziell auf die energiesparende Verbesserung von Baupraktiken in China ab. Die Fassade ist von den Anforderungen des lokalen Klimas geprägt: Alle Fenstereinheiten des Gebäudes sind dreifachverglast und werden auf der Sonnenseite von zusätzlichen, fest installierten Schutzelementen vor der intensiven Sonneneinstrahlung in der wärmeren Jahreshälfte geschützt. Diese Schutzelement bestehen aus farbigen Terrakottastäben, die dem Gebäude ein einzigartiges Design verleihen. Zudem konnte unter anderem durch den Einsatz von Dichtungsmaterial ein hoher Isolierungsgrad erreicht werden. Genau wie die Fassade wurde die eingesetzte Technik im Gebäude speziell auf das Ziel der Energieersparnis ausgerichtet. Das ausgewogene Belüftungssystem erreicht eine effiziente Wärmerückgewinnung und Feuchtigkeitsreduzierung. Insgesamt konnte der jährliche Heizbedarf auf 9 kWh/(m2a) gesenkt werden. Der Primärenergiebedarf des Gebäudes beträgt 106 kWh/(m2a).

LUTHER Design Shanghai Office im Nanxiang Zhidi Yue Jie Industrial Park in Shanghai

Eingereicht durch LUTHER Design Freie Architekten

In den letzten 40 Jahren hat sich Shanghai zu einer der größten Städte der Welt entwickelt. Vor allem am Anfang dieser Wachstumsphase wurden viele Fabriken, Wohn- und Bürogebäude in einer einfachen, schnellen und nicht sehr energieeffizienten Weise gebaut. Das prämierte Projekt ist in einem in den 1980er Jahren entstandenen Fabrikkomplex angesiedelt. Die Originalgebäude wurden im Jahr 2013 in ein Bürozentrum umgewidmet und werden aktuell vor allem von Unternehmen aus den Kreativbereichen genutzt. LUTHER Design, bereits in der Planung von energieeffizienten Gebäuden erfahren, wollte durch das energieeffiziente Design seines Shanghaier Büros ein Beispiel setzen, wie auch in älteren Gebäuden der Energiebedarf signifikant gesenkt werden kann. Hierdurch sollen auch den benachbarten Unternehmen Anregungen für energietechnische Verbesserungen gegeben werden.

Das Projekt zeigt, dass mit der richtigen Expertise und dem Einsatz modernen Technologien auch in bereits bestehenden, Gebäuden hohe Energieeinsparungen erreicht werden können. Das Gebäude stellte dabei durch seine komplexe Geometrie und Struktur eine große Herausforderung dar, den Passivhausstandard (EnerPHit) zu erreichen.

Die guten Resultate wurden unter anderem durch den Einsatz eines leistungsstarken HVAC-Systems, spezifisches Design und hochwertige Baumaterialen erreicht. Derzeit verhandelt LUTHER Design mit den Betreibern des Büroparks, das Konzept Schritt für Schritt auch in anderen Büroeinheiten umzusetzen.

Leistungsschau China

Sanierung eines Bürogebäudes und Umbau zum Passivhaus in Shanghai, China

© Luther Design Freie Architekten

Honggu Yipin Passivhaus Kindergarten in Nanchang, Jiangxi Provinz

Eingereicht durch WFP Architekten-Frey Group

Der Honggu Yipin Passive House Kindergarten ist Teil eines großen Wohnbauprojektes der Immobiliengruppe Jiangxi Zhongsen Real Estate Group in Nanchang, Hauptstadt der chinesischen Provinz Jiangxi. Dieses Immobilienunternehmen hat sich speziell auf die Entwicklung und den Bau von nachhaltigen Wohneinheiten fokussiert. Die gesamte Baufläche des Kindergartenprojektes beträgt mehr fast 6.700 m2. Die Kindergartengebäude umfassen drei obererdige Stockwerke und ein Kellergeschoss und bieten eine Nutzfläche von ca. 3.900m2, von denen 3.780 m2 als energiesparendes Passivhaus designt sind. Den Kindern wird eine farbenfrohe, kreativ-fantasievolle Inneneinrichtung mit angenehmen Raumklima geboten. Das gesicherte Dach dient zusätzlich als Spielfläche. Satteldachelemente bieten Schatten und zusätzliche Innennutzfläche.

In Anbetracht der klimatischen Herausforderungen vor allem durch heiße und feuchte Sommer in der Region wurden verschiedene, energiesparende Technologien für den Kindergarten genutzt. Qualitativ hochwertige Isolierungen und Dichtungsmaterialien, Wärmerückgewinnung, ein aktives Beschattungssystem, ein modernes Belüftungssystem sowie der Einsatz von nachhaltiger Energiegewinnung machen das Gebäude zu einem positiven Beispiel energieeffizienten Bauens. Durch die unterschiedlichen Maßnahmen konnte der Energiebedarf für Heizung, Kühlung und Licht um ca. 60 Prozent im Vergleich zu ähnlichen Gebäuden in der Region gesenkt werden.

Leistungsschau China

Nanchang Zhongsen Hunggu Yipin Passivhaus Kindergarten

© Frey Group - WFP Architekten


AONI DE HAUS in Yang-Keng-Bu-Tou, Zehjiang Provinz

Eingereicht durch HXP PLANUNG GmbH

AONI DE HAUS ist das erste, zertifizierte Niedrigenergie-Projekt bei dem ein traditionelles, chinesisches Hofhaus in Holz- und Lehmbauweise energetisch saniert wird. Ziel war es, die energietechnischen Schwächen der angestammten Bauweise zu beheben, ohne den ursprünglichen Charakter des Gebäudes zu zerstören. Das Originalgebäude ist ein über hundert Jahres altes Wohngebäude in den Bergen der Provinz Zhejiang mit zwei Innenhöfen und einer bebauten Fläche von 445 m2. Der Gebäudeteil um den größeren Innenhof wurde nach Standards des Passivhausinstitutes renoviert. Der kleinere Innenhof wurde als Vergleich ohne die energietechnischen Verbesserungen renoviert. Hierdurch können Besucher den Unterschied zwischen den beiden Standards direkt erfahren.

Als die Architekten vor die Aufgabe der Renovierung des alten, teils baufälligen Gebäudes gestellt wurden, kam sofort die Frage auf, ob eine Sanierung nach modernen, energieeffizienten Ansprüchen möglich ist. Bei der Planung der Renovierung wurden die Standards des Passivhausinstituts in Darmstadt als Ziel gesetzt. Mit Hilfe von deutscher Expertise und der Kombination neuester deutscher Technologie und traditionellen chinesischen Materialien konnte ein angenehmes Raumklima erreicht und gleichzeitig der Energiebedarf im Vergleich zu ähnlichen Gebäuden um 90 Prozent gesenkt werden.

Leistungsschau China

Aoin de Haus

© Shiran Architechture Photography

Weitere Details zu den ausgezeichneten Projekten können Sie der Online-Broschüre über die Leistungsschau entnehmen.