Diesem vielversprechenden Wachstumsmarkt nahm sich die Exportinitiative Energie an und initiierte eine Maßnahme, um dieses Thema aufzugreifen. 12 Gäste aus verschiedenen Regionen Indiens informierten sich über modernes Abfallmanagement und verschiedene Prozesse im Hinblick auf Energie, Umwelt und Biogaserzeugung in Deutschland, um mögliche Änderungen in ihrem Heimatland auszuloten und idealerweise umzusetzen. Die indischen Unternehmer kamen aus Bereichen wie Abfallwirtschaft, Wasser und Energieconsulting.

Auftakt der Informationsreise bildete die Informations- und Netzwerkveranstaltung „Biogas aus biogenen Rest- und Abfallstoffen“ am 9. Oktober 2017 in Stuttgart, zu der neben den indischen Gästen auch deutsche Unternehmensvertreter eingeladen waren. Die Veranstaltung war idealer Ausgangspunkt, um sich zum einen rund um das Thema Biogas in Deutschland zu informieren und zum anderen erste Geschäftskontakte zu knüpfen.

Ausgewiesene Fachexperten informierten die Teilnehmer im Rahmen der Veranstaltung und im weiteren Verlauf der Reise umfassend über das Fachgebiet. Während ein indischer Firmenvertreter einen ausführlichen Überblick über die neuesten Trends und Entwicklungen im Bereich Biogas in Indien gab, informierte die AHK Indien die deutsche Seite über die zu beachtenden indischen Geschäftsgepflogenheiten beim Markteintritt .

Noch am selben Tag verschafften sich die indischen Teilnehmer bei einem Biohof einen ersten Eindruck über ein spezielles Energiekonzept. Der Hof nutzt die Abwärme seines Blockheizkraftwerkes nicht nur zur Beheizung der Betriebsgebäude, sondern auch für seine Absorptionskälteanlage zur Kühlung der Lagerräume. Die Besonderheit dieses Anlagentyps ist die Kombination mit einer Biogasanlage.

Danach war die Delegation in Baden-Württemberg und Bayern unterwegs und besuchte sowohl eine Forschungseinrichtung als auch verschiedene Biogasanlagen.

So trug die Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim ihre aktuellen Forschungsergebnisse vor. Themen waren unter anderem Neuentwicklungen im Biogasbereich, Effizienzsteigerung, bedarfsgerechte Stromproduktion, Power to Gas und Erzeugung von Plattformchemikalien als bioökonomischer Ansatz. Flankiert wurde der Vortrag von der Besichtigung der Biogas- und Forschungsanlage Unterer Lindenhof. Hierbei wurde ein baden-württembergisches Unternehmen, das sich mit Planung, Bau und Montage von Biogasanlagen beschäftigt, mit eingebunden. Der Besuch des Heizkraftwerks „Gehrung“, das eine dezentrale Lösung zur Aufbereitung und Hygienisierung von Speiseresten bei Großküchen anbietet, stand am Ende des Tages.

Der Zweckverband „Abfallbehandlung Kahlenberg“ lud zur Besichtigung eines Wertstoffhofes und führte dabei zunächst in das Thema Abfallentsorgung und Mülltrennung ein. Sehr beeindruckt zeigten sich die indischen Gäste über die weltweit einzigartige und europaweit patentierte mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage. In ihr werden seit 2006 aus Restmüll Wertstoffe, Ersatzbrennstoffe und Mineralstoffe sowie Biogas zur Erzeugung von Strom und Fernwärme gewonnen. Während dieses Besuchs stellte der Anlagenbauer seine Anlagen zur thermischen Verwertung von Klärschlamm, Abfällen und Biomasse vor.

Höhepunkt der Reise war der Gang durch das Energiedorf Wildpoldsried. Der dortige zweite Bürgermeister erklärte den Gästen, wie  die Gemeinde Wildpoldsried zum Energiedorf wurde, und stellte verschiedene Energieprojekte vor, die unter Bürgerbeteiligung laufen.

Die indischen Teilnehmer nahmen nicht nur wichtige Informationen zu gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen sowie Einblicke in die unterschiedlichsten Biogaserzeugungs-Verfahren und Dienstleistungen in Deutschland mit, sondern auch viele neue Kontakte. Ganz besonders beeindruckt waren die indischen Teilnehmer von den vielfältigen Möglichkeiten zur Erzeugung von Biogas.

Baden-Württemberg International wurde beauftragt, gemeinsam mit der AHK Indien und dem OAV (German Asia-Pacific Business) diese Inforamtionsreise für die indische Multiplikatoren nach Deutschland zu organisieren.