Vom 21. bis zum 24. Oktober nahmen 12 irische Organisationen an der vom BMWi angebotenen Informationsreise im Rahmen der Exportinitiative Energieeffizienz zum Thema Smart Grid in Deutschland teil. Im Verlauf des Programms lernte die Gruppe, welche hochrangige Vertreter des irischen Übertragungsnetzbetreibers Eirgrid und des Verteilernetzbetreibers ESB Networks einschloss, eine Reihe von Praxisbeispielen und Referenzobjekten kennen und gewannen dabei viele Erkenntnisse über neue Smart Grid Konzepte und Technologien. Die Reise führte sie durch die gesamte Bundesrepublik - über 800 km vom Allgäu bis nach Aachen. Die besuchten Projekte umfassten ein breites Spektrum an Systemen für das "Smart Grid Zeitalter", wie zum Beispiel Demand-Response-Technologien, Automatisierungs- und Steuerungssysteme, Energiemanagementsysteme, diverse Elektronik, intelligente Geräte, Elektroautos sowie elektrische und thermische Speichergeräte.

Zusätzlich haben die Teilnehmer an einer interaktiven Präsentationsrunde im Rathaus der Landeshauptsatadt Stuttgart teilgenommen, bei welcher das deutsch-irische Publikum im Rahmen von sieben Vorträgen eine Vielfalt an Smart Grid Themen, u.a. den politischen Hintergrund, Sicherheitskommunikationssysteme und die Auswirkungen auf Verteilernetzwerke, diskutierte. Ludwig Karg von B.A.U.M. Consult, Leiter des Koordinierungskonsortiums des e-Energie-Programms in Deutschland, welches die grundlegenden Elemente eines neuen intelligenten Stromversorgungssystems unter realen Bedingungen in sechs Beispielregionen testet, gab einen guten Überblick über die politischen Aspekte von Smart Grid in Deutschland. Dies wurde seitens der irischen Teilnehmern hoch angesehen und führte zu einer intensiven Diskussion.

Die Informationsreise fand vor dem Hintergrund der notwendigen Umwandlung des Stromnetzes statt, um den wachsenden Anforderungen eines fortgeschrittenen Energie-Zeitalters standzuhalten. Die Teilnehmer waren beeindruckt, welche Schritte ein Land wie Deutschland hin zu der Umgestaltung ihres Netzes macht und betrachtete deutsche Technologien und Lösungen im Bereich Smart Grid als besonders fortgeschritten und flexibel.

Im Rahmen der Reise besuchte die Gruppe zwei der e-Energie-Pilotprojekte, die Modellstadt Mannheim (moma) und Smart Watts in Aachen. In Mannheim präsentierte Power Plus Communications das moma-Projekt, bei welchem eine intelligente Steuerung, der sogenannte "Energiebutler", in ca. 1.000 Haushalten Mannheims installiert wurde. Den Teilnehmern wurden variable Tarife angeboten und im Rahmen des Projekts analysiert, wie diese Tarife das Verbraucherverhalten und den Energieverbrauch beeinflussen. Der Mehrwert dieser Pilotprojekte liegt nicht nur in der Bereitstellung von möglichen Lösungen, sie bieten zudem wertvolle Echtzeit-Tests und erläutern potenzielle Probleme und Fragen, welche auf dem langen Weg zur Umwandlung des Energienetzes aufkommen. Obwohl die Projekte in verschiedenen Anwendungsbereichen liegen, sind die Ergebnisse oft sehr ähnlich. Zum Beispiel ist eindeutig, dass das Kundenverhalten hauptsächlich durch die Verwendung von variablen Energietarifen beeinflusst wird.

Elektroautos sind ebenso ein wesentlicher Teil der Smart Grid Lösungen. An der Universität Kempten besichtigte die Gruppe das Institut für elektrische Energiesysteme, an dem eine Vielzahl von Elektromobilitätstests durchgeführt werden. Die Gruppe war begeistert von den äußerst weit entwickelten Elektroautobatterien, die es ermöglichen Elektrofahrzeuge für den Massenmarkt zu produzieren und gleichzeitig zeigen, dass sich Elektrofahrzeuge nicht nur für das Fahren in der Stadt eignen. Außerdem erhielten die Teilnehmer einen Einblick in das IRENE Smart Grid Projekt in Wilpoldsried. Bei diesem Projekt wurden 30 Einwohnern für einen Zeitraum von neun Monaten Elektroautos zur Verfügung gestellt. Entgegen der Annahme, dass diese aufgrund der ländlichen Gegend, in der sie lebten, größere Entfernungen zurücklegen würden, lagen 80% der Strecken unter 20km. Es zeigte sich, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass künftig Elektroautos im Alltag gefahren und für längere Strecken Car-Sharing-Systeme genutzt werden.

Trotz der Komplexität des Marktes wurden einige Möglichkeiten für die deutsch-irische Zusammenarbeit bereits am Ende der Informationsreise deutlich sichtbar. Car2Go wurde wichtigen irischen Stakeholdern nochmals durch ESB ecars vorgestellt; eine deutsch-irische Kollaboration bezüglich Sensoren für die Überwachung von Umspannwerken wurde diskutiert; das irische Verteilernetz bot deutschen Unternehmen mit innovativen Technologien die Möglichkeit, ihre Ausstattung im irischen Netz zu testen. Insgesamt hat der Erfolg der Reise ganz dazu beigetragen, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Irland im Bereich Smart Grid zu stärken.