Geothermie kann vor allem für Kommunen interessant und auch wirtschaftlich sein, das Potenzial in Ungarn ist groß, aber noch längst nicht ausgeschöpft, auch wegen fehlender finanzieller Förderungen. Kompetente Informationen zu diesen und anderen aktuellen Fragen lieferten Experten aus Deutschland und Ungarn auf einer Fachkonferenz der DUIHK zum Thema geothermische Energie am 10. Februar in Budapest.

Ilona Balogh, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutsch‐Ungarischen Industrie‐ und Handelskammer (DUIHK), sagte in ihrer Begrüßung, dass trotz der großen Potenziale Geothermie in Ungarn nur wenig genutzt werde und dass entgegen der im Vergleich jüngeren Tradition der Nutzung in der Bundesrepublik deutsche Firmen auf dem Gebiet erfolgreicher seien. Thorsten Gusek, geschäftsführender Gesellschafter der energiewaechter GmbH ging auf die energiepolitische Situation in Deutschland ein. „Die deutsche Bevölkerung ruft schon seit Tschernobyl nach der Abkehr von Nuklearenergie, der Entschluss zur Energiewende kam schließlich nach Fukushima“, so Gusek. Über 51% der in der Bundesrepublik erzeugten erneuerbaren Energie werde aktuell durch Biomasse gedeckt, nur 5% durch Geothermie, erklärte er.

Prof. Ingo Sass von der Technischen Universität Darmstadt zufolge produzieren in Deutschland acht aktive Geothermiekraftwerke „schwindend geringe“ 40 Gigawatt/Jahr, vor allem Bayern sei bei der Förderung wie Nutzung aktiv. Geothermie‐Investitionen seien vor allem Sache von Bürgermeistern, und nicht großer Energiekonzerne, Geothermie sei somit eine „Volksenergie“, meinte Sass. Ungarn empfahl er, angesichts der Geothermie‐Potenziale aktiver in Sachen Bohrungen zu werden, um seinen Markt zu entwickeln.

Lösungen aus Deutschland
Nachdem Dr. Martin Sabel, stellvertretender Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe verschiedene Arten von Geothermie‐Systemen präsentierte, referierten deutsche Unternehmensvertreter. Dr. Hans‐Jürgen Weikert, Geschäftsführer der DrillTec Gut GmbH berichtete von zwei abgeschlossenen Bohrprojekten in Südungarn, an die man gerne weitere anschließen würde. Oliver Nuffer von der KCA Deutag Drilling GmbH urteilte: „Wir sehen großes Potenzial in Ungarn, auch wegen des wachsenden Energiebedarfs. Die hiesigen Geothermie‐Fachkräfte sind gut ausgebildet und bezahlbar.“ Thomas Wahlbuhl vom PBW‐Planungsbüro Wahlbuhl zeigte sich offen für Kooperationen mit ungarischen kleinen und mittleren Unternehmen, Jan Hübner (thermea.Energiesysteme GmbH) stellte Wärmepumpen vor, die als Kältemittel CO2 statt FCKW verwenden und z.B. bei der Coca‐Cola‐Fabrik in Dunaharaszti zur Anwendung kommen.

Bezüglich des Standorts Ungarn sagte Weikert, dass es ein offenes, investorenfreundliches Land sei und dass er keine Probleme beim Einholen von Genehmigungen erlebt habe. „Ungarische Gemeinden benötigen große Abnehmer wie Unternehmen, um ein Projekt langfristig durchführen zu können, derzeit warten aber alle auf EU‐Fördergelder.“

Finanzierung und Wirtschaftlichkeit sind Schlüssel für Investitionen
Gábor Szita, Präsident des Ungarischen Vereins für Geothermie erwähnte, dass die Wirtschaftlichkeit auch von der Preisgestaltung abhänge. So sei aufgrund der staatlichen Nebenkostensenkung ein Geothermie‐Projekt nicht zustande gekommen. Um den „Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien“ einhalten zu können, müssten bis 2025 rund 700 Bohrungen gemacht und 160 Mrd. Forint investiert werden. Szita kommentierte: „Noch ist von dem Geld nichts zu sehen, wir warten auf die Förderausschreibungen.“ Der Bürgermeister der Gemeinde Veresegyház, Béla Pásztor berichtete, dass zur Finanzierung eines dortigen Projektes Fördermittel im Rahmen des staatlichen KEOP‐Programms in Höhe von 385 Mio. Forint verwendet und mit einem Gemeinde‐Kredit ergänzt wurden. „Wir nehmen jährlich 100 Mio. Forint aus dem Verkauf des durch Thermalwasser gewonnen Stroms ein, so dass der Kredit innerhalb von sechs Jahren abgezahlt ist.“ Nach den Vorträgen bestand die Möglichkeit, sich unmittelbar mit den Experten auszutauschen.