BETD Side Event

© Geschäftsstelle der Exportinitiative Energie des BMWi

Wie kommen internationale Projekte zustande? Wie kann die Zusammenarbeit gestaltet werden und welche Besonderheiten und Herausforderungen gibt es? Und wie wirkt sich das Projekt auf die lokale Wirtschaft aus? Diese und ähnliche Fragen stellen sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU), wenn sie überlegen, ihre Energielösungen ins Ausland zu exportieren.

Am Montag, 15. März und Donnerstag, 18. März veranstaltete die Exportinitiative Energie des BMWi zwei offizielle Side Events des Berlin Energy Transition Dialogue (BETD). Zum ersten Mal in digitaler Form stattfindend, konnten sich die internationalen Teilnehmenden nicht nur über Kontinente hinweg austauschen, sondern auch die vorgestellten Projekte „hautnah“ kennenlernen, indem direkt an den Ort des Geschehens geschaltet wurde. Bei den Projekten aus dem Bereich der klimafreundlichen Energielösungen handelte es sich um erfolgreiche Kooperationen zwischen deutschen Firmen und ihren internationalen Partnern, die im Rahmen der Exportinitiative zu Stande kamen.

Insgesamt über 100 Teilnehmende aus Chile, China, Deutschland, Ghana, Indonesien, Kroatien, Mozambik und Rumänien nutzten die Chance, von den Erfahrungen der acht Repräsentanten der deutschen Unternehmen und ihren internationalen Projektpartnern zu profitieren. Während der ersten Session standen dabei Projekte in Afrika im Vordergrund, während der regionale Fokus am zweiten Tag auf Asien und Europa lag. Zu Beginn hob Norma Kemper von der Geschäftsstelle der Exportinitiative Energie des BMWi das Ziel der Initiative und auch der Veranstaltung hervor, einen positiven Effekt für beide Seiten zu erreichen – für die Repräsentanten der deutschen Firmen und auch für ihre lokalen Partner:

„Wir wollen herausfinden, wie Sie gemeinsam einen Schritt in Richtung Klimaneutralität gemacht haben!“

Der Moderator Zackes Brustik führte kompetent von Projekt zu Projekt und schaffte es, alle Teilnehmenden in den Austausch miteinzubeziehen. Bereits mit seinen einleitenden Worten betonte er, dass das Augenmerk dieser Side Events im Gegensatz zur Hauptkonferenz des BETDHands-on“-Erfahrungsberichte von tatsächlichen Projekten sei. Außerdem forderte er die Teilnehmenden zu einem regen Online-Austausch über den Zoom-Chat auf, der gerne angenommen wurde.

Die Projekte

Im Hintergrund ist musikalischer Vogelgesang zu hören, als Florence Onditi aus Nairobi Ecoligo, eine Crowd-Investment-Plattform für internationale Solarprojekte, vorstellt. Dabei kann jeder zum Investor werden und mit Zinsen zwischen fünf und sieben Prozent auf angelegtes Erspartes rechnen, während gleichzeitig der Zugang zu verlässlicher Elektrizität weltweit erhöht wird. Im Anschluss wurde an Ali Pirbhai von Technolectric übergeben, der vor dem 150 kWp PV System der Simbi Roses Flower Farm in Kenya stand und die erfolgreiche Zusammenarbeit von Finanzierung bis Umsetzung hervorhob.

Ein weiteres Highlight der Montagsveranstaltung war die Direktschaltung nach Mozambik unter dem Motto „without water there is no life--ohne Wasser gibt es kein Leben“. Nachdem der Gründer von Enteria, Mark Bruckhaus, das Projekt der Solar-Brunnen „Mati Mati“ präsentiert hat, sind die Teilnehmenden live dabei, wie eine Anwohnerin den Brunnen benutzt und Roberto Jije aus der lokalen Community stolz den von ihm mitkonstruierten Wasserturm zeigt. Moderator Brustik verdeutlichte, dass Projekte wie dieses auch die Sensibilisierung der Verbraucher in Deutschland für den Klimawandel voranbringen können.

Frau zapft Wasser in Mozambik.

Mati Mati Brunnen in Mozambik

© Geschäftsstelle der Exportinitiative Energie des BMWi

Das nächste Projekt führte die Zuschauer nach Sansibar, Tansania. Es ging dabei wieder um das lebensspendende Element Wasser, jedoch diesmal um ein solarbetriebenes System zur Entsalzung. Mitbegründer von Boreal Light Hamed Beheshdi, der auch „Doktor Water“ genannt wird, präsentierte das System, bei dem aus dem stark salzhaltigen Wasser, das aufgrund der hohen Verdunstung in der Bewässerungslandwirtschaft auf Sansibar zurückbleibt, Trinkwasser gewonnen wird. Eine Besonderheit ist dabei, dass kein „Abfall-Wasser“ entsteht, da alle Beiprodukte alternativ genutzt werden, z.B. in der Fischzucht oder als Waschwasser. Als Best-Practice-Ansatz unterstrich Beheshdi das „local community engagement“. Die lokale Gemeinde wurde von Beginn an stark in das Projekt miteinbezogen, bereits vorab fanden Meetings und Trainings für sie statt und Ansprechpartner wurden selbst gewählt.

Am Donnerstag führte das erste Projekt die Teilnehmenden nach Vietnam. Mathias Kothe, Managing Director von Syntegra Solar, stellte zusammen mit den Nachhaltigkeitsexpertinnen von VF und Puma das Solar-Projekt an einer Textilfabrik in der Provinz Binh Duong vor. Hierbei steht die Eigenversorgung mit Strom aus PV-Modulen im Vordergrund, wobei überschüssiger Strom auch in das Netz eingespeist werden kann. Im Anschluss richtete sich der Blick auf einen ganz anderen Bereich der Nachhaltigkeit: Klimaeffizientes Bauen und Wohnen. Matthias Matschewski vom international renommierten Berliner Architekturbüro Peter Ruge Architekten zeigte das Passivhaus „Bruck“ in Changxing, im subtropischen Südosten Chinas. Das innovative Gebäude ist aufgrund von zahlreichen Wärmeschutzmaßnahmen mit einem Primärenergiebedarf von 109 kWh/m²a knapp 95 Prozent sparsamer verglichen mit konventionellen chinesischen Wohngebäuden. Er berichtete aber auch von Projekthürden: Die chinesischen Bewohner waren anfänglich skeptisch gegenüber einem Haus, dessen Fenster sich nicht öffnen ließen.

Ergebnisse internationaler Zusammenarbeit

Beide Veranstaltungstage stellten eindrucksvoll die Ergebnisse internationaler Zusammenarbeit im Rahmen der Exportinitiative, nicht nur für die beteiligten Firmen, sondern auch für die höheren Ziele der Klimagerechtigkeit, der Förderung des Zugangs zu Elektrizität und der Sensibilisierung der Endverbraucher für den Klimawandel dar. Nach der Veranstaltung war allen Beteiligten klar:

Nur gemeinsam kommen wir dem Ziel der Klimaneutralität einen großen Schritt näher.


(Laura Leypoldt)