Markt des Monats Kosovo und Nordmazedonien

Lara Icokaeva und Marian Malinov von der AHK Nordmazedonien geben interessante Einblicke in den Energieeffizienzmarkt der beiden Länder

© AHK Nordmazedonien

In diesem Jahr wird es eine Informationsveranstaltung und eine Energie-Geschäftsreise zum Thema Energieeffizienz und erneuerbare Energien im Gebäudebereich für die Märkte Nordmazedonien und Kosovo geben. Welches besondere Potenzial halten diese beiden Länder für deutsche Unternehmen bereit?

In beiden Ländern ist man sehr darum bemüht, den EU-Regularien für mehr Energieeffizienz zu folgen. Das wird auch zu neuen Förderprogrammen und Maßnahmen im Gebäudesektor führen. Ziel der Regierungen beider Länder ist es, den Energieverbrauch zu senken. Um dem stetig steigenden Energiebedarf gerecht zu werden, wird nicht nur die Erzeugung erneuerbarer Energien vorangetrieben, sondern der derzeitige Verbrauch soll zusätzlich durch energieeffiziente Maßnahmen gesenkt werden. Ziel ist es, die Energieeffizienz in allen Bereichen der Wirtschaft zu verbessern.
Der Bausektor in Kosovo und Nordmazedonien wächst stetig, wozu jeweils auch der Ausbau der Infrastruktur beiträgt.

Sicherlich sind Nordmazedonien und Kosovo nicht bei vielen Unternehmen an oberster Stelle auf der Exportliste. Wieso lohnt es sich dennoch, sie in den Fokus zu nehmen?

Deutschland ist der größte Handelspartner der Republik Nordmazedonien und es bestehen enge wirtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Ländern. Für deutsche Unternehmen ergeben sich interessante Liefermöglichkeiten für ihre Produkte, Technologien und Know-how. Deutsche Technologien und Produkte genießen in Mazedonien ein hohes Ansehen. Für deutsche Unternehmen, Projektentwickler und Planer entwickelt sich damit ein interessanter, aussichtsreicher und naheliegender Markt mit zahlreichen Kooperations- und Lieferchancen, da in Mazedonien selbst moderne Technologien kaum hergestellt werden.

Was sollten deutsche Unternehmen ganz besonders beachten, wenn sie den Markteintritt planen?

Der Markt für erneuerbare Energien entwickelt sich dynamisch. Durch den hohen Investitionsbedarf und die steigenden Energiepreise ist damit zu rechnen, dass auch die Nachfrage für energetische Sanierungen und energieeffiziente Technologien steigt. Für Unternehmen, die in Kosovo und Nordmazedonien aktiv werden möchten, empfiehlt es sich, zunächst Gespräche mit lokalen Unternehmen aus diesem Bereich zu führen, um eine sichere Entscheidungsgrundlage für den Markteinritt herbeizuführen.

Auf dem mazedonischen Markt werden Produkte kleinerer Technologieranbieter meist über ihre Distributionspartner verkauft. Ein lokaler Importeur oder Distributeur, der den kosovarischen und mazedonischen Markt gut kennt, empfiehlt sich als guter Kooperationspartner für kleine und mittlere Unternehmen. Es bestehen weitere Möglichkeiten, Produkte und Technologien auf dem kosovarischen und mazedonischen Markt über lokale Tochtergesellschaften zu verkaufen.

2020 hat die Regierung in Nordmazedonien ein neues Gesetz für Energieeffizienz verabschiedet? Was sind die wesentlichen Neuerungen und welche Entwicklung ist durch das Gesetz zu erwarten?

Das neue Gesetz für Energieeffizienz ist seit Mitte Februar 2020 in Kraft. Damit setzt Nordmazedonien die einschlägigen Vorschriften der EU-Energieeffizienzrichtlinie vollständig um. Der öffentliche Sektor ist verpflichtet, als Vorbild für die Verbesserung der Energieeffizienz in der Republik Nordmazedonien zu agieren. Damit werden vor allem die Regierung sowie die Ministerien die führende Rolle bei der Erreichung der Energieeffizienzziele übernehmen. Außerdem ermöglicht das Gesetz die Realisierung langfristiger Verträge mit Unternehmen, die Energiedienstleistungen erbringen (ESCO). Auch die Einführung eines Etiketts ist vorgesehen, das die Klasse der Energieeffizienz und das Ökodesign von Produkten angibt.

Zur Erreichung der Ziele und zur Unterstützung der vorgeschriebenen Energieeffizienzpolitik ist die Einrichtung eines Energieeffizienzfonds als unabhängige und autonome juristische Person vorgesehen. Die Mittel aus dem Fonds sollen zur Finanzierung von Energieeffizienzprojekten und -maßnahmen verwendet werden.

Für die deutsche Branche - insbesondere für Bau- und Planungsunternehmen, Anbieter von Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden und Unternehmen und Energiespeichertechnologien – ergeben sich damit große Chancen für einen Markteinstieg in Nordmazedonien.

KfW und EBWE sind Geldgeber für Energieeffizienz-Projekte. Welche Projekte werden schon umgesetzt? Können auch deutsche Unternehmen davon profitieren?

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) und kommerzielle Banken auf dem mazedonischen Markt unterstützen Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz in Nordmazedonien. So hat die BWE über das GEFF-Programm für Nordmazedonien in den vergangenen zwei Jahren ca. 8 Mio. Euro über lokale Banken für Energieeffizienzmaßnahmen bereitgestellt. Das GEFF-Programm für Nordmazedonien ist Teil des Westbalkan-Programms in Höhe von 85 Mio. Euro.