20 Jahre

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Im Bundestagsbeschluss, der den Grundstein für die Initiative legte (Drucksache 14/8278), wurden drei Ziele benannt: Klimaschutz, Außenwirtschaftsförderung und Verzahnung der Außenwirtschaftsförderung mit der Entwicklungszusammenarbeit. Fokus: kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) der Erneuerbare-Energien-Branche.

„Damals gab es keine Exportinitiativen für bestimmte Branchen“, erinnert sich Christina Wittek, die die Verantwortung für die Initiative im Bundeswirtschaftsministerium im Januar 2004 übernahm. „Bis dahin hatte es nur eine allgemeine Exportförderung gegeben, insbesondere Messen, Informationsveranstaltungen und sog. Informations- und Kontaktveranstaltungen“. Bei Letzteren trafen sich mögliche Geschäftspartner verschiedenster Branchen in einer Hotellobby im Zielmarkt; Geschäftskontakte oder gar -erfolge waren eher zufällig.

Die Exportinitiative Erneuerbare Energien sollte spezifischere Unterstützung für ihre Branche anbieten. Als erstes wurde ein Sondermesseprogramm und ein eigener Messestand entworfen, der bereits 2003 auf 13 Messen zum Einsatz kam und sehr viel Aufmerksamkeit im Ausland auf sich zog. Denn das Thema Erneuerbare Energien und ihre Möglichkeiten zur Energieerzeugung war damals weltweit noch nicht sehr bekannt.

Das Geschäftsreiseprogramm

Schwieriger erschien die Umsetzung gezielter Geschäftskontakte. Aber da kam noch Ende Januar 2004 der Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mit einem zielführenden Vorschlag,
der auf Erfahrungen der von ihm für das europäischen Förderprogramm „Gateway-to-Japan“ entwickelten Durchführungsstrukturen aufbaute: Das Geschäftsreiseprogramm mit Unterstützung der Auslandshandelskammern (AHK). Kernstück dieses Programms war - und ist - eine fundierte Information zum Zielmarkt und individuelle, für jedes einzelne mitreisende Unternehmen maßgeschneiderte B2B-Termine vor Ort. Es ist die wichtigste Säule der Exportinitiative. Aktuell gilt hier ein Förderfaktor von 1:20; d.h., 1 Euro Förderung erzeugt 20 Euro Umsatz bei den teilnehmenden Unternehmen!

Die Demonstrationsprojekte

Eine Forderung des Bundestages war die Umsetzung von Demonstrationsprojekten im Ausland. Daran arbeitete die selbst noch junge Deutsche Energie-Agentur (dena) und legte 2004 den Vorschlag für ein „Solardachprogramm“ vor. Damit sollten KMU dabei unterstützt werden, Solaranlagen auf deutschen Schulen, auf deutschen Botschaften und Konsulaten im Ausland zu errichten. Die Unterstützung bestand insbesondere – wie heute noch – in der Beratung der KMU, in der Begleitung ins Zielland und finanzieller Unterstützung beim Marketing, das im Wesentlichen auch Schulungen lokaler Arbeitskräfte umfasst.

Für die Sichtbarkeit der Projekte stellte sich jedoch nach einiger Zeit heraus: Sie waren oft nicht sichtbar auf dem Dach! Deshalb wurden auffällige Tafeln aufgestellt, auf denen in Echtzeit abzulesen war, wie viel sauberen Strom die Solaranlage erzeugte. Außerdem wurde das Programm auf deutsche Immobilien erweitert, die sehr repräsentativ waren, einen klaren Bezug zu Deutschland hatten und die besser sichtbar waren – wie z. B. die Fabrik von Haribo.

 Solarthermieanlage am Haribo Musée du Bonbon.

Die Solaranlage von Haribo in Frankreich erregte viel Aufmerksamkeit – nicht nur, weil der Süßigkeiten-Hersteller so bekannt ist, sondern auch, weil die Anlage sichtbar als Überdachung eines Gehwegs installiert wurde.

© dena

Später wurde das Programm auf alle Erneuerbaren Energien erweitert und firmierte nun unter dem „Renewable-Energy-Solutions-Programm“ (kurz: RES-Programm). Von Biogas zu Geothermie, Windkraft, Kleinwasserkraft und – zunehmend – Wasserstoff ist alles dabei. Auch wurde der Bezug zu Deutschland nicht mehr durch den Standort der Anlage, sondern nur noch durch Technologien „made in Germany“ hergestellt. „Wir hatten uns gefragt: Warum eigentlich nur Solartechnologie? Auch für andere Branchen waren Demonstrationsprojekte und ein gutes Marketing im Ausland wichtig“, sagt Wittek.

Heute ist für die Auswahl der Projekte wichtig, dass sie technologisch, finanziell oder vom Marketing her innovativ sind.

Das Projektentwicklungsprogramm

Lange Zeit war unklar, wie eine Verzahnung von spezifischer Branchenunterstützung und Entwicklungszusammenarbeit aussehen könnte. In verschiedenen Gesprächen mit dena und der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) wurde überlegt, wo man ansetzen könnte. „Schließlich haben wir gesagt: Wir machen einfach in Entwicklungs- und Schwellenländern das, was wir in der Exportinitiative sonst auch machen: Informationsveranstaltungen und Geschäftsreisen, zusätzlich begleitet durch politische Beratung der jeweiligen Regierungen und Verbände“, so Christina Wittek. Für die Umsetzung war die GIZ mit ihrem breiten Netzwerk in diesen Ländern notwendig, in denen es zum damaligen Zeitpunkt kaum AHKs gab, die die Geschäftsreisen hätten organisieren können. Die GIZ nannte es das Projektentwicklungsprogramm (PEP). Der Schwerpunkt lag und liegt dabei auf ausgewählten Schwellen- und Entwicklungsländern in Afrika und Asien. Die erste – und sehr erfolgreiche – PEP-Geschäftsreise fand 2007 in den Senegal statt.

Aber erst 2017 wurde das „Projektentwicklungsprogramm“ seinem Namen gerecht: Seitdem identifiziert und kontaktiert die GIZ ausländische Gewerbe- oder Industrie-Firmen, die ihre Energieversorgung zuverlässiger und bezahlbarer machen wollen. Bei bestehendem Interesse klärt das PEP-Team vor Ort mit den Inhabern die technischen, rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten für eine klimafreundliche Energieversorgung und entwickelt auf dieser Basis das Projekt vor. Danach macht die GIZ Vorschläge, welche deutschen Firmen für die Umsetzung in Frage kommen. „Durch die realisierten Projekte werden erhebliche Mengen CO2 eingespart, die durch das PEP angestoßenen Investitionen haben einen Faktor von 1:51; d.h., 1 Förder-Euro generiert 51 Euro Investitionen!“, so Christina Wittek.

Immer mehr im System gedacht

Bereits 2007 wurde flankierend zur Exportinitiative Erneuerbare Energien die Exportinitiative Energieeffizienz gegründet. Zunehmend erwies sich die Trennung jedoch als schwierig: Zählt etwa eine solarbetriebene Wärmepumpe zum Bereich erneuerbare Energien oder eher Energieeffizienz?

Und so wuchs 2015 zusammen, was zusammengehört: Erneuerbare und Energieeffizienz in einer Exportinitiative, die seitdem schlicht „Exportinitiative Energie“ heißt und außerdem auch intelligente Netze, Speicher, Wasserstoff und Brennstoffzellen umfasst.

Um der zunehmenden Komplexität von Energielösungen Rechnung zu tragen, unterstützt die Exportinitiative inzwischen gezielt kleine und mittlere Unternehmen bei der Bildung von Konsortien oder anderen Unternehmenszusammenschlüssen. Ein Moderator begleitet den Prozess, und das Konsortium präsentiert auf einer Reise ein gemeinsames Produkt. Grund für das Konsortialbildungsprojekt ist der Wettbewerbsvorteil eines Konsortiums mit einer Paketlösung gegenüber einzelnen Komponentenanbietern. Das derzeit größte Projekt ist eine Grüne Methanol-Anlage in Tunesien, für das sich sechs Unternehmen zusammengeschlossen haben.

Strukturelle Herausforderungen

Erst seit 2010 werden die zahlreichen Förderangebote und Maßnahmen durch eine Geschäftsstelle koordiniert. Sie bildet den Knotenpunkt zwischen dem BMWK, dem DIHK, den beteiligten AHKs und den durchführenden Consultants, der dena und der GIZ. Mit der Geschäftsstelle, die anfangs aus zwei, heute aus 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern besteht, hat die Exportinitiative qualitativ und quantitativ gewonnen. Es gibt neben der umfangeichen Koordinierungsaufgabe eine umfassende Webseite mit rund 300 Publikationen im Jahr: Zielmarktanalysen, Finanzierungs-Factsheets, Sektoranalysen, Basisinformationen u.v.m. - wichtige Informationen, die Unternehmen im Vorfeld eines Exportgeschäfts benötigen.

Die Initiative heute

Der Erfolg der Exportinitiative Energie misst sich bei weitem nicht nur an den Umsätzen, die Unternehmen nach der Teilnahme an Maßnahmen verzeichnen können. Sie leistet auch einen erheblichen Beitrag zur Vermittlung von wertvollen Kontakten in der Branche und erspart gerade kleinen Unternehmen aufwendige Recherchen im Business Development. „Wir haben immer flexibel auf Änderungen der Märkte und technologischer Entwicklungen reagiert. Ich gehe davon aus, dass die Exportinitiative mindestens noch ein weiteres Jahrzehnt benötigt wird“, so Christina Wittek.

Seit nunmehr zwei Jahrzehnten fördert die Exportinitiative Energie weltweit die Verbreitung klimafreundlicher Energietechnologie. In Zukunft wird sie das im Namen des Ministeriums tun, das nun auch das Wort „Klima“ im Namen trägt.