Ein Doktorand der FH Münster führt die irische Delegation durch seine Forschungsanlage, die in Kooperation mit der Klimakommune Saerbeck betrieben wird.

Ein Doktorand der FH Münster führt die irische Delegation durch seine Forschungsanlage, die in Kooperation mit der Klimakommune Saerbeck betrieben wird.

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Bis 2030 will die irische Regierung ihre Biomethan-Erzeugung auf 5,7 TWh ausweiten; etwa 10 Prozent des derzeitigen Erdgasbedarfs in Irland. Trotz eines starken landwirtschaftlichen Sektors nutzt die grüne Insel ihr enormes Biogaspotenzial heutzutage noch kaum aus. Doch der Wind dreht sich: in 2023 wurden etwa 3 Millionen Euro vom Staat zur Verfügung gestellt, um etwa 150-200 Biogasanlagen in Betrieb zu nehmen. Um Know-how und Erfahrungen für den Ausbau zu sammeln, reiste die Delegation nach Nordrhein-Westfalen, um die deutsche Branche kennenzulernen.

Die Auftaktveranstaltung wurde von Dr. Éilis Carroll, Leiterin des Referats für landwirtschaftliche Angelegenheiten der Irischen Botschaft in Berlin, und Edwin Stuhrberg, Vertreter des BMWK, eröffnet. Torben Meier-Klodt der AHK Irland leitete zu den Biogasmärkten in Irland und Deutschland ein und betonte, dass Investitionen in die irische Biogasindustrie durch politische Anreize gefördert werden sollten. Die deutsche Gesetzgebung und langjährige Erfahrung in diesem Bereich können für Irland als Beispiel dienen. Ein weiterer Fachvortrag von REDcert informierte das Publikum zum europäischen Rechtsrahmen in Bezug auf die Zertifizierung. Das Interesse an der deutschen Bioenergie-Expertise war groß. Die Teilnehmenden der Informationsreise hoffen auf eine größere Bereitschaft der irischen Regierung, um die Energiewende in Sachen Biogas voranzutreiben. Für deutsche Anbieter ist der irische Markt reizvoll, da Irland noch am Anfang seiner Energieumstellung auf Biogas steht.

Praxisbeispiele kennenlernen

In den folgenden Tagen ging die Delegation auf Besichtigungstour relevanter Referenzprojekte, die einen umfangreichen Einblick in die Produktion und Verarbeitung von Biogas und -methan gaben. Besonders begeistert war die Delegation von dem Besuch an der Klimakommune Saerbeck wo eine dezentrale Klimawende "von unten“ beispielhaft umgesetzt wird. Der Bürgermeister von Saerbeck stellte das Projekt vor, welches die Dorfbewohnerinnen und -Bewohner in die Planung und Durchführung des Klimakonzepts miteinbezieht. Hier wird vier Mal mehr Energie erzeugt, als das Dorf benötigt, sodass der Energie-Überschuss in das Stromnetz eingespeist wird. Ein alter Militärstützpunkt wurde in einen Bio-Energiepark umgewandelt, die Müllabfuhr des Landkreises ist ein Vorreiter in Sachen Kreislaufwirtschaft und die Fachhochschule Münster betreibt innovative Forschung zur Dark Fermentation in der Versuchshalle vor Ort. Auch der Besuch beim Unternehmen 2G Energy war ein voller Erfolg. Mit knapp 1000 Mitarbeitenden sind sie einer der Marktführer für Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) in Deutschland. Internationale Bestellungen ihrer Anlagen und wöchentliche Touren in der Fabrik spiegeln das große, internationale Interesse an ihren Produkten "made in Germany" wider.

Im September 2024 steht die nächste Gelegenheit für den Austausch zwischen Unternehmen aus beiden Ländern an: Die Energie-Geschäftsreise zum Thema "Biogas und anaerobe Vergärung von Rest- und Abfallstoffen" ermöglicht deutschen KMU Ihre Produkte und Dienstleistungen vor Ort in Irland zu präsentieren und Geschäftskontakte zu knüpfen.

Delegation besucht eine Biogasanlage inklusive Gasspeicher in Greven, NRW.

Die Delegation besucht eine Biogasanlage inklusive Gasspeicher in Greven, NRW.

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