Nationalflagge Nepal

Eine deutsche Ingenieur- und Dienstleistungsgruppe sowie eine kanadische Beratungsfirma erhielten kürzlich den Zuschlag für die Bereitstellung von Ingenieursleistungen für ein 140-MW-Pumpspeicherprojekt in Nepal. Das Speicherkraftwerk, das am Seti Fluss ca. 100 km von Katmandu entfernt aufgebaut werden soll, stellt Nepals erstes großes Wasserspeicherprojekt dar und wurde von einer Projektentwicklungsfirma der Nepal Electricity Authority (NEA) in Auftrag gegeben.

Innerhalb des ersten Jahres werden die beiden Dienstleister für die Überprüfung des Ausschreibungsverfahrens und die Vergabe der Bauaufträge verantwortlich sein, gefolgt von der Überwachung der sechsjährigen Konstruktionsphase sowie der Inbetriebnahme. Anschließend werden sie den Anlagenbetrieb über einen Zeitraum von fünf Jahren betreuen.

Wasserkraft bietet in Nepal ein geschätztes wirtschaftlich nutzbares Potenzial von ungefähr 42 GW, von dem 2014 nur 1,7% ausgeschöpft wurden. Zudem hat das Land mit einer unzureichenden Stromversorgung zu kämpfen: Laut dem aktuellen Jahresbericht der NEA konnten 2014 mehr als 20% der Stromnachfrage nicht bedient werden. Lastabschaltungen führten zu Unterbrechungen von zwölf oder mehr Stunden am Tag. Verschlechtert wurde die Lage durch das Erdbeben im April 2015, bei dem Wasserkraftkapazitäten von ca. 177 MW, vornehmlich kleine Anlagen (< 45 MW), beschädigt wurden.

Darüber hinaus stellt die unzureichende Elektrifizierungsrate in Nepal eine Herausforderung dar, die 2013 bei ca. 76% lag. Im ländlichen Raum liegt diese noch niedriger und der dortige Netzausbau ist aufgrund der geographischen Bedingungen mit hohen Kosten verbunden – bei einer geringen Kaufkraft der Konsumenten. Der Ausbau von Klein- und Kleinstwasserkraftanlagen soll hier Abhilfe schaffen, da sie als Off-Grid-Systeme und im Rahmen von gemeinschaftsorientierten Geschäftsmodellen die Möglichkeit bieten, den Strombedarf in Gebieten ohne ausreichenden Netzanschluss zu decken.

Mehrere Programme von unterschiedlichen internationalen Initiativen werden derzeit zur Unterstützung des Aufbaus von kleinen Wasserkraftprojekten in Anspruch genommen, wie z. B. das „Scaling-Up Renewable Energy Program in Low Income Countries“ des Strategic Climate Funds. Im Zuge dessen stehen seit 2012 5 Mio. US-Dollar für den Aufbau von 30 MW an Off-Grid-Klein- und -Kleinstwasserkraft in Nepal bis 2017 zur Verfügung, die 250.000 Haushalten versorgen sollen.