GIZ-Workshop

Ghalia Taef, Maryanne Maina, Rahul Anslem Dsouza, Benjamin Haai Bako, Martin Hofmann und Thomas Fohrub (v.l.n.r.) im Gespräch

© PEP

Erneuerbare Energien im humanitären Kontext sind noch ein Nischensektor – aber für deutsche KMU lohnt es sich, dieses Potenzial in den Blick zu nehmen. Ein gemeinsames Webinar des Projektentwicklungsprogramms und des Teams um den „Globalen Aktionsplan für nachhaltige Energieversorgung in Flucht und Vertreibung“ (GPA) informierte über die Möglichkeiten.

“Bis heute ist die Stromversorgung von humanitären Liegenschaften der Vereinten Nationen (VN) geprägt von klimaschädlichen und teuren VN-eigenen Dieselgeneratoren. Dank Veränderungen im VN-Beschaffungssystem können allerdings fortan über Drittanbieter-Vertriebsmodelle erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Das schützt das Klima, entlastet den Geldbeutel der VN und stellt Geschäftsopportunitäten für die Privatwirtschaft dar“, erläutert Martin Hofmann, Programmleiter des PEP bei der GIZ, die Motivation zum Webinar am 16. Februar 2021.

Für die Deckung ihres Energiebedarfs geben humanitäre Organisationen pro Jahr mind. 300 Millionen US-Dollar aus. Schätzungsweise 80 Prozent des Stroms werden dabei von Dieselgeneratoren erzeugt, weil sie schnell und flexibel einsatzbereit und die Investitionskosten gering sind. Die humanitären Organisationen suchen jedoch zunehmend nach nachhaltigen Alternativen. „Die Einstellung zum Einsatz erneuerbarer Energien innerhalb der VNbefindet sich im Wandel. Sie haben sich verpflichtet, bis 2030 ihren Strombedarf zu 80 Prozent aus Erneuerbaren zu decken“, erklärte Mark Gibson, Senior Desk Officer bei der GPA-Koordinationsstelle. Daraus ergeben sich Chancen für deutsche Klein- und Mittelunternehmen (KMU) aus dem Bereich klimafreundlicher Energielösungen.

Projektopportunitäten für deutsche Anbieter

„Wir sind Experten im Bereich der humanitären Hilfe. Wenn es aber um klimafreundliche Energielösungen der Infrastruktur der VN geht, sind wir auf kompetente Partner angewiesen“, sagt Thomas Fohgrub, Leiter der GPA-Koordinationsstelle. „Der VN-Energiemarkt mag für den Privatsektor kein riesiger sein – aber definitiv ein sehr interessanter. Wir suchen Pioniere, um an einer besseren Zukunft für die Menschen vor Ort zu arbeiten und gleichzeitig Gutes fürs Klima zu tun. Mit den VN als Ankerkunden vor Ort ist eine langfristige Perspektive für eine lokale Marktentwicklung möglich“.

Deutsche Firmen haben in diesem Bereich viel anzubieten. Sie sind führend in der Photovoltaik und besitzen langjährige Erfahrung in allen Bereichen der erneuerbaren Energien. Das Potenzial in der humanitären Hilfe ist bislang wenig erschlossen, was deutschen Unternehmen die Möglichkeit gibt, sich als First Mover mit innovativen Produkten und Betreibermodellen auf neuen Märkten zu positionieren.

Workshop PEP

Der Workshop "Renewables in Humanitarian Settings" wurde vom PEP-Team digital umgesetzt

© PEP/GIZ

Die Vereinten Nationen auf neuen Wegen

Um die Attraktivität des Nischenmarktes in zum Teil herausfordernden Regionen zu erhöhen, arbeiten die VN an neuen Wegen, Ausschreibungsbestandteile zu bündeln. So können Ausschreibungen bspw. verschiedene Projekte innerhalb eines Landes zusammenfassen und um Aspekte wie Elektromobilität der Fahrzeugflotte oder aber der Integration von Energieeffizienzaspekten ergänzen.

Drittanbieter-Vertriebsmodelle gewinnen somit in der humanitären Hilfe an Bedeutung, wie das Webinar von PEP und GPA anschaulich machte. Mit diesem Modell ersetzen die humanitären Einrichtungen nicht nur klimaschädliche Dieselgeneratoren, sondern verringern auch ihren Aufwand und im Idealfall ihre Kosten. Das Ergebnis ist eine klassische Win-Win-Situation: Umweltentlastung und Kostenersparnis in der humanitären Hilfe, Chancen für deutsche KMU auf neuen Märkten.

„In einem ersten Schritt wollen wir uns vor allem einen Überblick darüber verschaffen, welche Anbieter Interesse an einer Zusammenarbeit mit den Organisationen innerhalb der Vereinten Nationen haben. Parallel dazu entwickeln wir gerade eine Projektpipeline, die unsere weltweiten Bedarfe definieren soll“, führte Thomas Fohgrub weiter aus. „Die Zusammenarbeit mit dem PEP ist hier ein wichtiger Baustein, um unsere Bedarfe als auch die Anforderungen des Privatsektors übereinanderzulegen.“ Interessierte Unternehmen können sich in der Teilnehmerdatenbank der Exportinitiative Energie registrieren und sich bei Bedarf direkt an das PEP wenden.

Das PEP im humanitären Kontext

Seit 2018 ist das Thema der nachhaltigen Energieversorgung für humanitäre Einrichtungen ein Bestandteil des PEP. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf die Pilotierung ausgewählter Projekte in Subsahara-Afrika. Das PEP agiert dabei als Bindeglied und Wegbereiter zwischen den humanitären Organisationen und den deutschen KMU.