Humanitaere Hilfe

© GIZ / Leslie Munanura Mwesigye

Organisationen erkennen Handlungsbedarf

Humanitäre Hilfe rettet Menschen – diesem Ziel müssen sich Umweltaspekte oft unterordnen. Bei der Stromversorgung für Flüchtlingsunterkünfte, Verwaltungs- sowie Lagergebäude setzen Hilfsorganisationen in etwa 80 Prozent der Fälle auf Dieselgeneratoren. Sie sind günstig in der Anschaffung, zuverlässig und einfach zu bedienen. Ineffizienz, hohe Treibstoffkosten und Schadstoffausstoß werden in Kauf genommen.

Doch zunehmend werden diese Herausforderungen in der Energieerzeugung und der damit verbundenen Reputationsrisiken durch humanitäre Organisationen addressiert. Zu den Nachhaltigkeitszielen, die sich viele Vereinigungen gesetzt haben, passen klimaschädliche Dieselgeneratoren nicht. Die Vereinten Nationen beispielsweise haben sich für ihre gesamte Infrastruktur verpflichtet, bis 2030 zu 80 Prozent erneuerbare Energien zu nutzen. Zudem trägt die bisher praktizierte Energieerzeugung vor Ort nichts zur Wertschöpfung und zur Schaffung lokaler Arbeitsplätze bei. 

Chancen für saubere Energie

Die Umstellung auf nachhaltige Energien wie zum Beispiel Photovoltaik (PV) stellt die humanitäre Hilfe indes vor Herausforderungen. Die Budgetierung ist nicht auf solche Investitionen ausgerichtet und es fehlt an Fachleuten zur Bedienung und Wartung von PV-Anlagen.

Doch es gibt Fortschritte: Neue Beschaffungsregeln lassen mittlerweile alternative Liefermechanismen und Finanzierungsmodelle zu. So verringern die Hilfsorganisationen ihren Aufwand und im Idealfall auch ihre Kosten. Ebenfalls hat sich die Bündelung von Ausschreibungsteilen als sinnvoll erwiesen. So können Ausschreibungen beispielsweise verschiedene Projekte innerhalb eines Landes zusammenfassen oder um "Extras" - wie E-Mobilität bei der Fahrzeugflotte oder Maßnahmen zur Energieeffizienz - ergänzt werden.

Besondere Lösungen für besondere Anforderungen

Aus Sicht der Projektentwicklung müssen sich private Unternehmen bewusst sein, dass jeder Standort einzigartig ist und einen individuellen Ansatz erfordert. Dies hat zur Folge, dass die Durchführung von PV-Projekten in humanitären Kontexten oftmals große Herausforderungen darstellt. Das PEP-Team gibt interessierten Anbietern aus erster Hand Einblicke in die aktuellen entwicklungen dieses speziellen Sektors. Mit diesem wissen können Sie besser vorbereitet in die Umsetzung gehen und maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Auch die Hilfsorganisationen lernen durch Pilotprojekte stetig dazu.

Selten gibt es die eine Lösung, die für alle Fälle geeignet ist. Insbesondere im Bereich der Flüchtlingshilfe dürfen Installationen z.B. grundsätzlich nur temporär angelegt sein. Mobile Solar-Systeme (z.B. Container-Lösungen) sind hier eine hervorragende Alternative. Außerdem haben einige Anlagen komplexe elektrische Konfigurationen mit kleinen PV-Standorten, die als Gesamtsystem funktionieren müssen. Es gibt mehrere Fälle mit einer Mischung aus Lastprofilen von Wohn- und Bürogebäuden, die bei der Dimensionierung des gesamten PV-Systems berücksichtigt werden sollten. Ohne Messungen oder Aufzeichnungen des Brennstoff- und Energieverbrauchs ist es schwierig, ein Lastprofil zu erstellen. Es sei denn, es wird ein physisches Lastmessgerät installiert, um das Verbrauchsprofil zu messen.

In vielen netzunabhängigen Fällen werden in der Regel überdimensionierte Generatoren angeschafft, um die Stromversorgung für künftige Erweiterungen sicherzustellen, was zu erheblichen Ineffizienzen und Mehrkosten führt. Die zur Verfügung stehende Fläche für PV-Anlagen kann manchmal durch semi-permanente Strukturen, fehlende Landverfügbarkeit oder Grundstücke im Besitz von Dritten begrenzt sein. Bei der Fernerfassung von Daten kann es sein, dass im lokalen Lastmessungsunternehmen nicht genügend technisches Fachwissen vorhanden ist, um die benötigten Daten zu liefern.

Es wird geschätzt, dass humanitäre Organisationen im Jahr mindestens 300 Millionen US-Dollar für die Deckung ihres Energiebedarfs ausgeben. Das macht diesen für nachhaltige Energielösungen noch weitgehend unerschlossenen Bereich attraktiv für Anbieter klimafreundlicher Energielösungen. Sie können sich als „First Mover“ mit innovativen Produkten und Betreibermodellen auf neuen Märkten positionieren. Große Organisationen wie die Vereinten Nationen bieten sich als „Ankerkunden“ in neuen Märkten an.

PEP leistet Unterstützung – 50 humanitäre Projekte in der PEP-Pipeline

Einerseits benötigen also viele Hilfsorganisationen Unterstützung, wenn es um die Dimensionierung von Anlagen, technische und Finanzierungsfragen, das Einholen von Angeboten und die Auswahl eines zuverlässigen Auftragnehmers geht. Bei der Klärung dieser Fragen hilft das Projektentwicklungsprogramm (PEP). Andererseits ist die Zusammenarbeit mit humanitären Hilfsorganisationen für viele kleine und mittelgroße Unternehmen neu. Als Wegbereiter und Bindeglied können die Experten und Expertinnen des Projektentwicklungsprogramms wertvolle Dienste leisten.

Seit 2018 ist erneuerbare Energie in der humanitären Hilfe ein Schwerpunkt des Projektentwicklungsprogramms der Exportinitiative Energie. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf die Pilotierung ausgewählter Projekte in Subsahara-Afrika und Asien. Innerhalb des PEP sind rund 50 Projekte im Bereich humanitäre Hilfe in der Pipeline, davon allein 15 für den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR); die größte Kapazität hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).  

„Die Unterstützung durch das Projektentwicklungsprogramm in der Frühphase der Projektentwicklung im Bereich der erneuerbaren Energien senkt die Entwicklungskosten und trägt zur Risikominderung sowohl für deutsche KMU als auch für humanitäre Organisationen bei“, erklärt Maryanne Maina, PEP-Ansprechpartnerin für das Thema Energieversorgung in humanitären Einrichtungen. Letztendlich hat die Umstellung auf erneuerbare Energien in der humanitären Hilfe nur Vorteile: Sie entlastet Umwelt und Budgets, stärkt die Glaubhaftigkeit der Organisationen und fördert die lokale Wirtschaft.