Seoul, Südkorea

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In diesem Jahr blicken Korea und Deutschland gemeinsam auf 140 Jahre Handelsbeziehungen zurück. Deutsche Produkte, aber auch die deutsche Kultur genießen traditionell großes Ansehen und Interesse im Land. In der direkten Art der Kommunikation sind sich außerdem die Geschäftskulturen erfrischend ähnlich. In Sachen Digitalisierung und Umsetzungsgeschindigkeit von Großprojekten kann Deutschland etwas von Korea lernen.

Auch wenn die aktuelle südkoreanische Regierung die Kernenergie wieder als wichtige alternative Energiequelle definiert und relativ wenigere Anreize für erneuerbare Energien schafft, sind sich Industrieexperten sowie viele private Unternehmen im Land der Wichtigkeit von und globalen Trends hin zu klimafreundlicherer Technologie bewusst. Die notwendigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen für die Förderung und Entwicklung erneuerbarer Energien werden in der derzeitigen Phase gestaltet und verfeinert.

„In Korea zählt vor allem Geschwindigkeit“, erklärt Jihee Jeong, Senior Managerin in der AHK Korea, „deshalb ist es für den Geschäftserfolg hier ausschlaggebend, dass man im Anschluss an Gesprächstermine zeitig nachhält. Es ist wahrscheinlich, dass es zum Zeitpunkt einer Marktbelebung bereits zu spät für einen Markteintritt sein wird. Deshalb sollte man sich bereits jetzt positionieren und das Gespräch zu den potenziellen Geschäftspartnern aufnehmen." Im Rahmen der Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Korea konnten bereits größere Unternehmen unterstützt werden, sich im Markt zu platzieren - so zum Beispiel RWE im Bereich Windenergie.

Um das nach wie vor angestrebte Ziel der Klimaneutralität zu erreichen bedarf es vielfältiger Lösungen. Dass viele Koreaner dabei gerne auf Deutsche Technologie setzen möchten zeigte auch die rege Beteiligung an der Fachkonferenz "German Solutions for Energy Efficiency in Buildings", die am 19. September in Seoul stattfand. Die fünf teilnehmenden deutschen Unternehmen stellten ihre Lösungen in verschiedensten Bereichen des energieeffizienten Bauens vor - Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, Türensysteme, Lüftungstechnik, Mess- und Regelungstechnik und Funktionsbeschichtungen. Vorträge von Experten der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), der International Passive House Association und der Korea Energy Agency sorgten für zusätzlichen informativen Input.

Fachkonferenz

Die Veranstaltung wurde geprägt von sehr vielen und spannenden Fragen aus dem Publikum, die vertiefte Diskussionen und direkten Austausch herbeiführten. Sowohl die Unternehmer als auch Fachsprecher erfreuten sich großen Interesses aus dem Publikum - von klischeehafter asiatischer Zurückhaltung war hier nichts zu spüren.

Ein Diskussionsthema stellte die Energieeffizienz Zertifizierung dar. Die Vorteile des deutschen Zertifizierungssystems der DGNB gegenüber anderen bekannten Zertifizierungen wurden auf den Prüfstand gestellt. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass es an die lokale Situation angepasst wird. Dabei werden beispielsweise "soziale Faktoren" mitgedacht, die das Wohnen an einem spezifischen Ort angenehm oder unangenehm machen. Es wurde außerdem deutlich, dass das Einholen koreanischer Zertifizierungen essentielle Voraussetzung für den Verkauf von Produkten im Land sind, für Türen gelten beispielsweise hohe Sicherheitsanforderungen. Zudem sorgte das Klima Südkoreas für Gesprächsstoff: Die Temperaturschwankung zischen dem schwülheißen Sommer und kalten Winter beträgt ca. 40 Grad Celsius und stellt damit Herausforderungen für energieeffizientes Heizen, Kühlen, Isolierung und Abschattung dar.

Für die deutsche Delegation besonders erkenntnisreich war der Vortrag von Herrn Sungwoo Choi, Generaldirektor der Korea Energy Agency, Building Energy Management Division. Er wies unter anderem darauf hin, dass Treibhausgas-neutrales Bauen für öffentliche Gebäude bereits jetzt zwingende Vorgabe ist, dies aber auch auf den privaten Gebäudesektor ausgedehnt wird. Bei 63% der Bestandsgebäude in Korea wäre es notwendig, die Energieeffizienz zu erhöhen. Bis 2030 soll in diesem Bereich 40% Emissionen eingespart werden.

Eine Podiumsdiskussion zu Chancen und Herausforderungen der Zusammenarbeit von Korea und Deutschland im Bereich Gebäudeeffizienz griff die unterschiedlichen Diskussionsstränge wieder auf und rundete so die Veranstaltung ab. "Klimaneutrales Bauen ist nicht nur wichtig sondern auch möglich", lautete das Fazit der Teilnehmenden an der Fachkonferenz.

Q&A

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Podiumsdiskussion: Zusammenarbeit von Korea und Deutschland im Bereich Gebäudeeffizienz - Herausforderungen und Chancen

Podiumsdiskussion: Zusammenarbeit von Korea und Deutschland im Bereich Gebäudeeffizienz - Herausforderungen und Chancen

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