Wasserstoffproduktion in Schwellen- und Entwicklungsländern

Wasserstoffproduktion in Schwellen- und Entwicklungsländern

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Seit der Veröffentlichung der Nationalen Wasserstoffstrategie 2020 fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) grüne Wasserstoffprojekte mit insgesamt 9 Mrd. Euro, davon stehen 2 Milliarden Euro an Fördermitteln für internationale Projekte bereit.

Neben der Förderrichtlinie zur Unterstützung von internationalen Wasserstoffprojekten und dem groß angelegten Förderinstrument H2Global gibt es ein weiteres Förderprogramm „International Hydrogen Ramp-up Programm" – kurz: H2Uppp. Damit will das BMWK insbesondere deutsche KMU bei der Markt- und Geschäftsentwicklung im Bereich kleinerer grüner H2-Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützen.

In einem Public-Private-Partnership (PPP)-Ansatz tritt die GIZ als öffentlicher Partner auf. Sie bietet Beratungsdienstleistungen zur Projektidentifizierung, -vorbereitung und -durchführung im Wert von bis zu 2 Millionen Euro pro Projekt an. Kumulativ können die KMU bis zu 200.000 Euro pro Projekt als Geldleistung erhalten. Ziel des Förderprogramms H2Uppp ist es, Anlagen zur Herstellung von grünem H2 zu bauen, der perspektivisch auch für den deutschen Markt zur Verfügung gestellt werden kann.

Für die Projektidentifizierung für H2uppp setzt die GIZ in 10 Schwerpunktländern sogenannte H2-Scouts ein, die nach möglichen Projekten im jeweiligen Land suchen. Schwerpunktländer sind: Indien und Thailand in Asien; Mexiko, Chile und Brasilien in Amerika; und Marokko, Algerien, Tunesien, Ägypten und Südafrika in Afrika. Diese Scouts identifizieren H2-Projektideen und helfen bei deren Entwicklung. Z.B. prüfen sie PPP-Anträge und beraten zu weiteren Förderinstrumenten der Bundesregierung. Zusätzlich werden Business-Case-Analysen erstellt, die die Rahmenbedingungen vor Ort berücksichtigen.

Um aber einen breiteren, über die Schwerpunktländer hinausgehenden Aktionsradius zu schaffen, kommt auch die Exportinitiative Energie ins Spiel. Mit einigen ihrer Maßnahmen kann sie – ohne neue Strukturen schaffen zu müssen – zur Projektidentifizierung beitragen. Gerade bei der Unterstützung der Konsortialbildung und im Projektentwicklungsprogramm (PEP) geht es um konkrete Projekte, die im weiteren Verlauf in den Genuss der Förderung des H2Uppp-Programms kommen könnten.

Dementsprechend hat das BMWK zusätzlich einen Moderator beauftragt, die Konsortialbildung für fünf grüne Wasserstoffprojekte pro Jahr durchzuführen und dafür entsprechend konkrete Projekte zu identifizieren. Vorschläge können auch von interessierten Unternehmen bei der Geschäftsstelle der Exportinitiative eingereicht werden. Der Moderator unterstützt diejenigen, die einen Vorschlag einreichen möchten, bei der Weiterentwicklung der Projektidee und unterstützt deutsche KMU entlang der Wertschöpfungskette dabei, mindestens drei weitere Partner zu finden, um die konkrete Projektidee im Ausland realisieren zu können. Er begleitet die Unternehmen schließlich auf der sog. Konsortialreise, auf der das Konsortium potentielle Geschäftspartner kennenlernt. Anschließend hilft er noch ein weiteres halbes Jahr bei der Nachbereitung der Reise. In diesem Rahmen unterstützt er die Unternehmen auch dabei, in das Förderprogramm H2Uppp hinein zu kommen.

Außerdem wurde die GIZ beauftragt auch im Rahmen des PEP in vier weiteren Ländern (Jordanien, Kenia, Ghana und Vietnam) nach geeigneten Wasserstoff-Projekten in der Industrie Ausschau zu halten, potenzielle Projektpartner zu beraten und die technische, wirtschaftliche und rechtliche Durchführbarkeit zu prüfen. Deutsche KMU profitieren davon, dass ihnen konkrete Projektpartner einschließlich des durch die GIZ vorentwickelten Projekts vermittelt und somit die Projektentwicklungskosten deutlich reduziert werden.

Deshalb unterstützt das PEP-Team der GIZ lokale industrielle Verbraucher und Produzenten von grauem Wasserstoff (wie beispielsweise Düngemittelfabriken, Glashersteller, Firmen in der chemischen Industrie, in der Metallverarbeitung oder im Elektronikbereich) bei der Umstellung auf den kohlenstofffreien Energieträger. Das PEP-Team vor Ort erstellt Branchenstudien zum Einsatz von grünem Wasserstoff und zeigt damit Möglichkeiten zur schnellen und kosteneffizienten Ausweitung grüner Wasserstoffprojekte auf. Das Team veranstaltet außerdem German Training Weeks für lokale Wasserstoffkunden und Projektentwickler – mehrtägige Schulungen zu relevanten Projektphasen. Deutsche Unternehmen können als Praxistrainer an diesen Schulungen mitwirken und sich dabei potenziellen Kunden und Partnern vorstellen.

Die Exportinitiative Energie des BMWK veranstaltet außerdem Energie-Geschäftsreisen zum Thema grüner Wasserstoff. Auch in diesem Rahmen können sich Projektideen entwickeln, die in das Förderprogramm H2Uppp eingebracht werden können.

Interesse in den Zielmärkten wecken

Mit diesen Maßnahmen möchte das BMWK den internationalen Markthochlauf von Wasserstofftechnologien beflügeln und die Marktdynamik im Ausland steigern. Aktuell ist mithilfe erneuerbarer Energien gewonnener Wasserstoff noch nicht wirtschaftlich, denn er ist teurer als sogenannter ‚grauer Wasserstoff‘ aus fossilen Brennstoffen. Lokale Unternehmen sichern sich mit dem Umstieg auf grünen Wasserstoff einen Wettbewerbsvorsprung, denn die globalen Märkte legen immer mehr Wert auf Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit von Produkten.

Durch H2Uppp soll der Globale Süden stärker in den Fokus von kleinen und mittelständischen Technologieanbietern und Projektentwicklern aus Deutschland rücken. Gleichzeitig erhalten lokale Partner-Unternehmen direkten Zugang zu möglichen Anbietern, die für sie maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Technologieanbieter und Projektentwickler steigen mit reduziertem Aufwand frühzeitig in Zukunftsmärkte ein: eine klare Win-win-Situation.

H2Uppp läuft bis Ende 2023 mit einer Verlängerungsoption für 2024.