Cold Room am Markt Mile 12 in Lagos, Nigeria

Cold Room am Markt Mile 12 in Lagos, Nigeria.

© dena 2023

Landwirtschaft wird in Nigeria zu 85 Prozent der genutzten Agrarfläche von Kleinbauern und Kleinbetrieben betrieben. Meist leben diese in ländlichen, nicht elektrifizierten Regionen, was eine nicht unwesentliche Herausforderung im Land darstellt. Die Ernteverluste aufgrund mangelnder Kühlungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Erzeugnisse belaufen sich auf bis zu 50 Prozent. Um diese immensen Verluste zu minimieren, braucht es technische Möglichkeiten zur Kühlung - eine davon ist die netzunabhängige Kühlung mittels Solarenergie.

In diesem Bereich entwickelten die beiden Unternehmen Phaesun GmbH und Solar Cooling Engineering GmbH, einem Spin-off-Unternehmen der Universität Hohenheim, gemeinsam seit 2013 eine modulare Kühltechnik. Sie vermarkten ihre innovativen Kühllösungen unter der Marke SelfChill®. „Menschen können keine neuen Umweltressourcen entwickeln. Innovation heißt, mithilfe dieser Ressourcen Lösungen für spezifische Herausforderungen zu erforschen, die bisher nicht existieren.“, sagt Dr. Torres Toledo, Entwickler der SelfChill Anlage.

Im RES-Projekt Nigeria wurden zwei solare Kühlungsanlagen an unterschiedlichen Standorten umgesetzt. Hierbei kamen jeweils eine Kühleinheit, die sogenannte SelfChill® Solar Cooling Unit, ein SelfChill® Kühlraum sowie ein Eisspeicher zum Einsatz. Das Konsortium legt zudem großen Wert auf die Nutzung klimafreundlicher Kältemittel, die im Projekt ebenfalls zum Einsatz kamen. Die Kühleinheit ist eine hermetisch geschlossene Dampfkompressions-Wärmepumpe, die aus einem Kompressor, einem Verflüssiger, einer Verdampferplatte und einer Steuereinheit besteht. Diese Kühleinheit benötigt geringen Anlaufstrom und wird von einem Photovoltaiksystem versorgt. Als thermischer Energiespeicher wird Eis erzeugt, das dafür sorgt, dass die Kälte immer verfügbar ist, auch wenn die Kühlaggregate nicht in Betrieb sind. Kleine Batterien können zudem verwendet werden, um überschüssige Solarstrommengen zu nutzen und den Betrieb der Kühlgeräte nach Sonnenuntergang noch zu verlängern.

Die Kühlräume wurden speziell für die Konservierung von Obst und Gemüse konzipiert und gewährleisten, dass auch bei hohen Umgebungstemperaturen, wie sie beispielsweise in Nigeria vorherrschen, die Waren gut gekühlt bleiben. Das System ist somit eine gut durchdachte, nachhaltige Lösung des Kühlungsproblems.

Lagerung von Gemüse im SelfChill Kühlraum am Mile 12 International Market in Lagos

© SelfChill

Lagerung von Gemüse im SelfChill Kühlraum

Lagerung von Gemüse im SelfChill Kühlraum am Mile 12 International Market in Lagos

© SelfChill

Phaesun und Solar Cooling Engineering arbeiten im RES-Projekt mit nigerianischen Partnerunternehmen zusammen. Kunde der Anlagen ist das Unternehmen Ecotutu, ein Cleantech-Unternehmen, das Lösungen für Off-grid-Kühlung für Unternehmen zugänglich machen möchte, hier insbesondere im Landwirtschaftssektor Nigerias. Darüber hinaus arbeitet das Konsortium mit der Bildungsinstitution Nigerian Stored Products Research Institute (NSPRI) zusammen, die in dem Projekt auch die Installationen und die Schulungen übernehmen.

Die erste Referenzanlage wurde im Februar 2022 in einem Lagerhaus in Benin City installiert. Hier werden Tomaten gelagert, um sie innerhalb Nigerias an andere Standorte zu liefern. Der zweite Kühlraum wurde im März 2023 an einem Marktplatz in Lagos auf einer Freifläche installiert, in dem Anbieter von landwirtschaftlichen Gütern Ihre Produkte gekühlt lagern können.

Als Durchführungspartner der Exportinitiative Energie begleitete die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) im Rahmen des RES-Programms das deutsche Konsortium dabei, mittels vielfältiger Marketingmaßnahmen und Vernetzungsaktivitäten, die Vorteile ihrer innovativen Technologie in Nigeria unter der Marke SelfChill® bekannt zu machen. Dabei wurden technologiespezifische und zielmarktgerechte Marketingmaterialien erstellt, die Webpräsenz ergänzt sowie eine umfangreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit geplant und umgesetzt. Das RES-Programm förderte darüber hinaus die Organisation von Webinaren mit dem Schwerpunkt nachhaltige solare Kühlungssystemen v.a. in Bezug zum Landwirtschaftssektor sowie Schulungen zur Sicherung des Wissenstransfers zu Wartung und Betrieb der Anlagentechnik.

Am 07. September fand die feierliche Einweihung der Referenzanlagen in den Räumlichkeiten des Ibis Hotels in Lagos statt. An der Veranstaltung nahm der Generalkonsul in Lagos, Herrn Weert Börner, die Geschäftsführung der AHK sowohl als verschiedene Vertreter von der Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor teil.

Mit dem RES-Programm unterstützt die Exportinitiative Energie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) insbesondere kleine und mittelständische deutsche Unternehmen der Erneuerbare-Energien sowie Energieeffizienz-Branche mit innovativen Lösungen bei der Erschließung neuer Absatzmärkte. Im Rahmen des Programms werden Referenzanlagen in einem Zielmarkt errichtet und mit Unterstützung der Deutschen Energie-Agentur GmbH öffentlichkeits- und werbewirksam vermarktet. Durch Informationsvermittlung sowie Schulungsaktivitäten soll die Nachhaltigkeit des Markteintritts gefördert und die Qualität klimafreundlicher Technologien aus Deutschland demonstriert werden.